Casinos:Neues Spiel, neues Glück

Die bayerische FDP will die staatlichen Spielbanken privatisieren - nur drei der neun Häuser hatten zuletzt einen Gewinn erwirtschaftet

Die FDP fordert, die neun staatlichen Spielbanken, die 2017 wieder deutlich Minus machten, zu privatisieren. "Der Staat ist in aller Regel kein besonders guter Unternehmer", schreibt der Spitzenkandidat Martin Hagen in einem Beitrag für die Bayerische Staatszeitung. Glücksspiel sei "keine Kernaufgabe des Staates. Es ist nicht einzusehen, dass jedes Jahr Millionen Euro an Steuergeldern in die Casinos fließen, während andernorts Straßen und Schulgebäude verkommen". Um auch defizitäre Standorte zu erhalten, solle man alle neun als Paket veräußern - und drei Lizenzen "für neue Casinos in lukrativen Großstädten drauflegen". Bedingung dafür sei, dass der Investor alle Casinos weiterführe. Auch dürfe es keine Abstriche bei Jugendschutz und Suchtprävention geben.

Insgesamt steht ein Minus von drei Millionen Euro 2017 in der Bilanz aller Casinos. Drei Häuser erzielen Gewinn, alle in der Nähe von München oder Nürnberg: Bad Wiessee, Garmisch-Partenkirchen und Feuchtwangen. Das andere halbe Dutzend hat gut elf Millionen Euro Verluste gemacht: Bad Reichenhall (Oberbayern), Bad Steben (Oberfranken), Bad Füssing (Niederbayern), Lindau (Schwaben), Bad Kissingen (Unterfranken) und Bad Kötzting (Oberpfalz) - Randlagen mit schmalem Einzugsgebiet und meist Kurpublikum, das wenig Geld verspielt; dazu kommt Konkurrenz in Österreich oder Tschechien. 2017 kamen 669 300 Gäste, der "Bruttospielertrag" (Einsätze minus Gewinne) lag bei 65 Millionen Euro. Dass das operativen Ergebnis so niedrig ist, liegt an den Kosten, etwa am hohen Personalaufwand beim Roulette. Auch sind Abgaben an den Staat zu zahlen.

Für Finanzminister Albert Füracker (CSU) kommen Schließungen nicht in Frage. "Die wirtschaftlich Starken wie die Schwächeren erfüllen zusammen wichtige Aufgaben" - als "strukturpolitischer Faktor" im Tourismus und als Arbeitgeber auf dem Land. Ein Sprecher verwies auf den gesetzlichen Auftrag, wonach der Staat mit Casinos den "Spieltrieb" der Bürger in geordnete Bahnen lenke. Hagen meint: "Im Zeitalter von privaten Automatenhallen und Online-Anbietern ist es obsolet. Wer sein Geld verzocken möchte, der braucht keine staatlichen Etablissements."

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