Casino Luzern verzichtet auf Dividende

Mehr Gäste besuchten im vergangen Jahr das Luzerner Casino. Sie gaben auch etwas mehr Geld für Glücksspiele und Essen aus. Trotzdem gehen die Aktionäre dieses Jahr leer aus.

Rainer Rickenbach
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Im vergangenen Jahr wurden im Casino Luzern insgesamt fast 37 Millionen Franken aufs Spiel gesetzt. (Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 2. Februar 2017))

Im vergangenen Jahr wurden im Casino Luzern insgesamt fast 37 Millionen Franken aufs Spiel gesetzt. (Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 2. Februar 2017))

Zum ersten Mal seit 2005 erhalten die Casino-Aktionäre keine Dividende. Damals machte die Einführung des Grand Jeu hohe Investitionen in Glücksspielgeräte notwendig, die Einsätze von mehr als fünf Franken möglich machten.

Diesmal bereitet sich die Luzerner Casino-Führung auf den nächsten Quantensprung in der Schweizer Glücksspielbranche vor, auf die Einführung des Online Gambling. Ob die Spieler ab dem kommenden Jahr an ihren PC’s und Mobiltelefonen den grossen Jackpots der Schweizer Glücksspielstätten hinterherjagen können, entscheiden die Stimmberechtigten am 10. Juni (siehe Kasten).

Statt Dividenden auszuzahlen investiert das Casino ins Onlinegeschäft

«Für unseren Glücksspiel-Auftritt im Internet werden Investitionen von mehreren Millionen Franken nötig sein», sagt Guido Egli, Verwaltungsratspräsident der Luzerner Kursaal Casino AG. Zu diesen Ausgaben sollen die Aktionäre durch den Verzicht auf die Dividende für 2017 beitragen. Das macht in der Summe rund 800000 Franken aus. In den zurückliegenden Jahren zahlte die Kursaal Casino AG 12 Franken pro Aktie, die Dividendenrendite bezifferte sich auf stolze 3,4 Prozent. Den Entscheid, die Dividenden-Ausschüttung für einmal auszulassen, fällen die rund 600 Aktionäre an der Generalversammlung vom 29. Mai.

«Für unseren Glücksspiel-Auftritt im Internet werden Investitionen von mehreren Millionen Franken nötig sein.»
Guido Egli, Casino-Präsident

Leicht gefallen ist dem Verwaltungsrat dieser Vorschlag offenbar nicht. «Wir haben verschiedene Varianten geprüft. So stand auch eine Erhöhung des Aktienkapitals zur Debatte. Doch es war fraglich, ob Grossaktionäre wie die Stadt und der Kanton Luzern mitziehen würden. Wir kamen zum Schluss, es sei besser, unsere bewährte Aktienstruktur nicht zu verwässern», so Egli. Die Stadt Luzern besitzt 11 Prozent des Aktienkapitals, der Kanton 3,7 Prozent. Das Aktienkapital beläuft sich auf 6,4 Millionen Franken. Mit Ausnahme der Stadt verfügt kein Aktionär über einen Anteil von mehr als 5 Prozent. Die Namenaktie ist an der Nebenwertbörse der Berner Kantonalbank kotiert, ihr Wert ist stabil.

Casino-Gäste spielten für fast 37 Millionen Franken

Die Aktionäre werden sich also am übernächsten Dienstag mit einem Nachtessen begnügen müssen. Die Zahlen zum letzten Jahr, die ihnen die Casino-Führung zuvor serviert, sind indes ordentlich. Egli: «Wir haben gut gearbeitet und im Gegensatz zum Branchentrend zugelegt. Auch die Gastronomie entwickelte sich gut.» Mehr Besucher versuchten 2017 ihr Glück, und sie riskierten an den Automaten und Spiel­tischen auch höhere Einsätze. Die 215000 Gäste setzten 36,9 Millionen Franken ein, der Bruttospielertrag stieg damit im Vorjahresvergleich um 2,5 Prozent. Im Branchenvergleich handelt es sich insofern um einen respektablen Wert, als die 21 Spielbanken im Durchschnitt mehr als 2 Prozent an Spieleinsätzen verloren.

Dank der leicht gestiegenen Spielfreude in Luzern erzielten sowohl die Grand-Casino-Gruppe als auch ihre Muttergesellschaft Kursaal-Casino AG höhere Gewinne (siehe Tabelle). «Die Spieleinnahmen sind zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Einerseits zahlt es sich aus, den Betrieb bereits morgens um 9 Uhr aufzunehmen. Andererseits haben wir mehr Gäste aus China und Indien. Vor allem Letztere sind häufiger im Casino anzutreffen als noch vor ein paar Jahren», sagt CEO Wolfgang Bliem.

Chinesische Mitarbeiterin lockt Touristen ins Casino

Das Casino hat eine Mitarbeiterin aus China angestellt, die über die Sozialen Medien und persönliche Kontakte Touristen ins Casino lockt. Geschäftsführer Bliem: «Aus dem Gruppengeschäft ist es wegen den kurzen Aufenthalten schwierig, Besucher zu rekrutieren. Wir stellen aber fest, dass zunehmend mehr asiatische Gäste individuell unterwegs sind. Bei ihnen zahlen sich unsere Bemühungen aus.» Etwa ein Fünftel der Spieleinnahmen stammen von Touristen.

Die Analysten der Nebenwertbörse anerkannten, dass es der Kursaal-Casino AG Luzern gelungen sei, den Abwärtstrend beim Bruttospielertrag zu stoppen. «Trotzdem muss das Casino seinen sehr attraktiven Standort direkt am Vierwaldstättersee noch besser nutzen», heisst es. Die Betriebskosten lägen wegen «des umfangreichen Gastronomieangebotes sowie der Gebäudeinfrastrukturkosten» deutlich über dem Branchenvergleich. Der Gruppe gelang es immerhin, den Betriebsaufwand um eine halbe Million Franken zu senken.

Werbetrommel für das Geldspielgesetz

Das Grand Casino Luzern liefert für das vergangene Geschäftsjahr insgesamt 16,6 Millionen Franken an die Kassen der AHV sowie von Sport- und Kulturorganisationen ab. Diese Abgaben sind Hauptargumente, mit denen die Casino-Führung für ein Ja zum neuen Geldspielgesetz wirbt. Bei der Abstimmung am 10. Juni geht es ­darum, den Schweizer Spielbanken zu erlauben, ihr Geschäft auch im Internet anzubieten. Die Expansion ins Onlinegeschäft ist grundsätzlich unbestritten. Die Meinungen gehen aber an den Netzsperren für ausländische Glücksspielanbieter auseinander, die in der Schweiz zwar Spieleinsätze kassieren, aber bisher keine Beiträge für AHV, Sport oder an die Kultur leisten.

Was geschieht, wenn die Vorlage scheitert? «Vorerst einmal wenig, denn das Grand Casino Luzern ist zurzeit gut unterwegs», erklärt Guido Egli, Verwaltungsratspräsident der Kursaal-Casino AG. «Doch wenn uns der Weg ins Online-Geschäft verwehrt bleibt, büssen wir mittelfristig schleichend an Umsatz und Gewinn ein. Weil wir die jungen Spieler weniger gut erreichen, und weil es uns nicht möglich sein wird, On- und Offline-Angebote zu verknüpfen. Letzteres ist das Zukunftsmodell der Glücksspielbranche.» Das Casino Luzern bietet heute total 156 Vollzeitstellen an, betreibt 16 Spieltische und 270 Spielautomaten, das Restaurant Olivo, den Club Casineum und das Seecafe. (rr)