Kanadische Stars Group pokert hoch

Mit dem Kauf der britischen Sky Betting & Gaming, die mit Sportwetten ihr Geld verdient, steigt Stars Group zur weltweit grössten kotierten Online-Glücksspielfirma auf.

Giorgio V. Müller
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Grossbritannien ist einer der wichtigsten Märkte für legale Wetten. (Bild: David Klein / Reuters)

Grossbritannien ist einer der wichtigsten Märkte für legale Wetten. (Bild: David Klein / Reuters)

Die in Kanada beheimatete Stars Group hat für 4,7 Mrd. $ die britische Privatfirma Sky Betting & Gaming erworben. Die beiden Firmen haben sich am Samstag über die Transaktion geeinigt. Damit avanciert Stars Group, deren Aktien in Toronto gehandelt werden, zur grössten kotierten Gruppe im Online-Wettgeschäft.

Finanzierung gesichert

Die Kanadier bezahlen 3,6 Mrd. $ in bar sowie mit eigenen Aktien. Im Vorfeld hat sich der Käufer die Zusicherung für 6,9 Mrd. $ von Kapitalgebern gesichert. Die Mittel dienen zum einen für die Refinanzierung der Barzahlung sowie die Abzahlung von Schulden von Sky Betting & Gaming, zum anderen werden existierende Kredite von Stars Group abgelöst.

Die damals noch unter Amaya firmierende Gesellschaft ist 2014 durch den Erwerb von PokerStars zur weltgrössten Online-Pokerfirma geworden. Im vergangenen Jahr stammten rund zwei Drittel des Umsatzes von 1,3 Mrd. $ (+14%) aus dem Poker-Geschäft. Der Gewinn verdoppelte sich auf 259 Mio. $. Künftig wird das Poker-Geschäft nur noch einen Anteil von gut 35% einnehmen, Sportwetten und Einkünfte aus Kasinos werden dann 60% der Einnahmen generieren. Rund 85% des Umsatzes erwirtschaftet Stars Group im Schlussquartal 2017 in Europa. Als potenzielle Expansionsmärkte hat das Unternehmen die USA und Indien identifiziert.

Die amerikanische Private-Equity-Firma CVC hat vor vier Jahren eine Mehrheit an Sky Betting & Gaming von Rupert Murdochs Firma Sky erworben. Mehr als 80% des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit Sportwetten über Smartphones.

William Hill wollte nicht

Die Akquisitionsstrategie der Stars Group hat Grossbritannien, einen der wichtigsten Märkte für legale Wetten, schon länger im Visier gehabt. Doch die geplante Übernahme von William Hill scheiterte. Schon vor einigen Jahren hatte der grösste britische Buchmacher Übernahmeattacken abwehren müssen. Indirekt konnte Stars Group vor einigen Wochen ihren Einfluss auf William Hill indes vergrössern. Das Unternehmen baute seine Beteiligung an CrownBet Holdings auf eine Mehrheit aus. CrownBet war daran, die Tochtergesellschaft von William Hill in Australien zu übernehmen. Die Transaktion, mit der die Kanadier zur Nummer drei in Australien aufsteigen werden, lässt sich Stars Group insgesamt 560 Mio. austr. $ kosten.

Ob sich die Milliardeninvestitionen schliesslich auszahlen, könnte sich schon bald zeigen. Die Branche schaut derzeit vor allem auf die USA. Dort ist es bisher nur in vier US-Gliedstaaten erlaubt gewesen, legale Sportwetten abzuschliessen. Bis Ende 2011 war dies sogar landesweit untersagt. Derzeit ist vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten eine Klage von New Jersey hängig, die das Verbot für Sportwetten als verfassungswidrig hält. Werden diese Regeln gelockert, täte sich für die Wettindustrie ein riesiger zusätzlicher Markt in den USA für Sportwetten auf. Darauf pokert Stars Group offenbar.

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