Knast-Skandal! JVA-Beamte veranstalten mit Insassen Poker-Turnier

In der JVA Torgau haben Mitarbeiter gegen den Willen des Anstaltsleiters ein Pokerturnier mit den Häftlingen veranstaltet.
In der JVA Torgau haben Mitarbeiter gegen den Willen des Anstaltsleiters ein Pokerturnier mit den Häftlingen veranstaltet.  © Christian Suhrbier

Dresden/Torgau - Glücksspiel-Affäre in sächsischem Gefängnis? Wie jetzt herauskam, ging es in der JVA in Torgau während der Vorweihnachtszeit ziemlich heiter zu: Gefängnismitarbeiter veranstalteten für die Insassen ein großes Poker-Turnier, bei dem es auch um Geld ging.

Offenbar hinter dem Rücken der Anstaltsleitung. Bereits vergangenen April hatte Gefängnis-Chef Enrico Anselmi Pokern in seiner Anstalt ausdrücklich untersagt. Jetzt erhebt die Gewerkschaft der Gefangenen in Torgau schwere Vorwürfe: "Es ist ein Skandal, dass eine Justizvollzugsanstalt ein Glücksspiel veranstaltet und so das Suchtverhalten der Gefangenen fördert", sagt ihr Sprecher David Scholz (34).

Die Poker-Sause war ein großes Ding: 43 große und kleine Ganoven zockten mit - mehr als jeder zehnte der 370 Insassen. Auch wenn's dabei nur um begrenzte Summen ging (Höchstgewinn: 30 Euro), war es nicht ungefährlich.

Knastchef war an dem Tag nicht da

David Scholz (34), Sprecher der Gefangenen aus der JVA Torgau, erhebt die Vorwürfe. Er hat jetzt Strafanzeige erstattet.
David Scholz (34), Sprecher der Gefangenen aus der JVA Torgau, erhebt die Vorwürfe. Er hat jetzt Strafanzeige erstattet.

Laut Scholz hat jeder zweite der Teilnehmer ein Spielsucht-Problem.

Deshalb hat er nun auch Strafanzeige gegen die Gefängnisleitung gestellt. Paragraf 284 des Strafgesetzbuchs besagt: "Wer ohne behördliche Erlaubnis öffentlich ein Glücksspiel veranstaltet (...), wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft."

Anstaltsleiter Enrico Anselmi räumt ein, dass das Turnier tatsächlich stattgefunden hat. Allerdings sei er an dem Tag nicht vor Ort gewesen. "Diese Form eines Turniers hätte keine Billigung der Anstaltsleitung gefunden", so Anselmi. "Wir prüfen den Vorfall", sagt Jörg Herold (37) vom Justizministerium: "Ob es sich wirklich um eine Straftat handelt, muss ein Gericht entscheiden." Auch ob es disziplinarische Konsequenzen geben wird, ist noch unklar.

Übrigens: Sogar der Kläger Scholz, der seit vier Jahren wegen Bandenkriminalität sitzt, hatte beim Turnier mitgezockt! "Ich hatte damals keine Ahnung, dass es dafür keine Erlaubnis gab ..."

Justizminister Sebastian Gemkow wusste offenbar nichts von dem Vorfall. Es soll jetzt geprüft werden, ob es sich um eine Straftat handelt.
Justizminister Sebastian Gemkow wusste offenbar nichts von dem Vorfall. Es soll jetzt geprüft werden, ob es sich um eine Straftat handelt.  © DPA