Poker-Experte über Attentäter :
„Das bieten die Kasinos ihren besten Kunden an“

Lesezeit: 4 Min.
Mandalay Bay Hotel und Kasino in Las Vegas: Stephen Paddock durfte hier umsonst ein Zimmer beziehen.
Der mutmaßliche Massenmörder von Las Vegas war Videopokerspieler. Im Interview spricht der ehemalige Pokerprofi Jan Heitmann über das Zocken am Automaten, Lockangebote der Kasinos und sechsstellige Kreditrahmen.
Herr Heitmann, Stephen Paddock, der in Las Vegas 58 Leute erschossen haben soll, war ein Videopokerspieler. Drei Tage vor der Tat wurde er laut „New York Times“ noch an einem Automaten gesehen. Wie funktioniert das Spiel? 

Das hat mit dem Poker, das ich spiele, nicht viel zu tun. Abgesehen davon, dass die gleichen Handreihenfolgen benutzt werden und es auf der Idee Poker aufbaut, ist es ein völlig anderes Spiel. Der Hauptunterschied besteht darin, dass man beim Videopoker direkt gegen das Kasino antritt. Wenn der Spieler gewinnt, verliert das Kasino und andersrum. Bei solchen Spielen ist immer ein mathematischer Vorteil für das Kasino eingebaut. Klassisches Beispiel: Beim Roulette gibt es die 35-fache Auszahlung, es gibt aber insgesamt 37 Zahlen. Man hat einen direkten Nachteil von mehr als vier Prozent. Beim klassischen Poker ist das Kasino dagegen selbst gar nicht involviert, auch wenn es den Dealer, den Tisch, die Chips und so weiter stellt. Es nimmt dafür aber nur eine Gebühr, der Rest wird unter den Spielern ausgespielt. Wenn man besser als die anderen spielt, hat man da die Möglichkeit, langfristig positiv abzuschneiden. Ich habe das 14 Jahre professionell gemacht und war jedes Jahr in Las Vegas auf Turnieren. Vom Automatenspielen können Sie nicht leben.

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