Starke Leistung in Tschechien: Beim Poker ist Boris ein Ass!

Am Ende fehlte das Glück

Von: Von DANIEL MITUTA und STEPHAN KÜRTHY

Er hat kein Geld mehr auf dem Konto, doch den Spaß am Zocken lässt er sich trotzdem nicht nehmen.

Boris Becker (49) überraschte am Donnerstagabend Fans und Konkurrenten, als er trotz Millionenschulden mit Hubschrauber und Kamera-Team bei einem Poker-Turnier in Tschechien auftauchte.

Im „King’s Kasino“ in Rozvadov nahm er an den „Partypoker German Poker Championships“ teil, gestern Abend folgte dann die Teilnahme an der Poker-Serie „Celebrity CashKings“ – mit lauter Poker-Profis am Tisch.

Die finanziell angeschlagene Tennis-Legende hatte nicht nur sichtlich Spaß, sondern räumte auch ordentlich ab!

Boris flachste mit seinen Sitznachbarn, zeigte den Gegnern gut gelaunt seine Karten und gab eine tolle Figur neben den Profis ab.

BILD hat den Poker-Abend mit Boris mitverfolgt!

21.05 Uhr: Starker Auftakt! Gleich die erste Hand geht an Becker. Mit einem Ass und einer Zehn schnappt er sich schon vor dem „Flop“ (also bevor die ersten drei Karten ausgelegt werden) die erste Kohle.

21.07 Uhr: Bum-Bum-Boris schlägt wieder zu. Wieder hat er mit König-Dame ein ordentliches Blatt, hat nach dem „Turn“ (die vierte Karte, die auf den Tisch gelegt wird) auch ein König-Pärchen. Als er setzt, werfen seine Konkurrenten ihre Karten weg.

Nach zwei Runden hat Boris (mit 10 000 Euro gestartet) schon 2000 Euro mehr auf dem Konto. Er grinst genüsslich und freut sich über einen perfekten Start.

21.30 Uhr: Schon nach der ersten halben Stunde ist klar: Becker scheut das Risiko, spielt äußerst vorsichtig. Wenn er setzt, dann hat er auch gute Karten auf der Hand.

Wie auch diesmal: Mit König-9 trifft Boris beides, hat mit zwei Pärchen ein starkes Blatt – und geht All In (setzt sein gesamtes Geld)! Zu viel für seinen Konkurrenten, der im wahrsten Sinne deutlich schlechtere Karten hat. Boris ist jetzt 7000 Euro im Plus.

Seine Reaktion?

Er zeigt den Gegnern stolz seinen König. Das muss er nicht tun, doch er macht es trotzdem. 

Doch was hat das zu bedeuten?

Wenn Poker-Profis nach gewonnener Hand ihre Karten präsentieren, wollen sie ihre Konkurrenten glauben lassen, dass sie seriöse Spieler sind und nur dann viel setzen, wenn sie auch gute Karten haben.

Das können sie – zumindest theoretisch – zu einem psychologischen Vorteil nutzen: Hat man mal kein gutes Blatt und legt trotzdem viel Geld auf den Tisch, erinnern sich die Gegner im besten Fall an die zuvor gezeigten Karten und überlegen sich nun zwei Mal, ob sie sich mit ihnen messen wollen.

Ob Boris diese Poker-Psychologie für sich nutzt?

Nicht im Geringsten. Auch im weiteren Verlauf des Abends zieht Boris keinen Bluff (heißt: „den Gegner in die Irre führen“) durch und spielt nur, wenn er gute Karten auf der Hand hat.

Da er zudem auch immer wieder mal seine guten Gewinner-Karten präsentiert, besteht auch für die Konkurrenz kein Zweifel daran, dass er tatsächlich gute Karten hat.

► 23.12 Uhr: Bei der hier gespielten „Cash Game“-Variante kann sich jeder Teilnehmer so oft einkaufen, wie er möchte. Boris gibt mit erspielten 5200 Euro eine gute Figur ab.

Doch beim Blick auf die bisher eingesetzte Kohle zeigt sich auch:  Mit „nur“ 10 000 Euro hat keiner so wenig Geld eingesetzt wie er. Der britische Gegenspieler Rob Yong hat zu diesem Zeitpunkt schon 220 000 Euro eingezahlt.

► 23.19 Uhr: Am Kommentatoren-Mikro lobt Poker-Profi Thomas „The Talk“ Traboulsi, der bereits freiwillig ausgestiegen ist, seinen Konkurrenten Becker: „Ich bin sehr positiv überrascht! Wenn ich zurückdenke an die letzten fünf, sechs Jahre, dann hat er sich gesteigert. Er ist ein guter Botschafter fürs Pokern.“

Auch zu Beckers finanzieller Situation äußert er sich indirekt: „Lassen wir mal die anderen Dinge jetzt beiseite – er ist eine Legende, er ist eine deutsche Sport-Legende. Er tut dem Poker gut. Wir brauchen weitere Leute wie ihn, die zeigen, dass Turnier-Poker wirklich ein Sport ist.“ 

Sein Schlusswort: „Wenn einer was geschaffen hat, gibt’s ja mehr Neider als welche, die ihm auf die Schulter schlagen.“

► 23.34 Uhr: Boris geht wieder All In – und gewinnt! Gegen den Tschechen Renato, der zwei Siebener hat, setzt er sich am Ende mit einem Full House durch und kann seinen Einsatz verdoppeln.

Gutes Blatt, gute Aktion: Boris kommt jetzt auf satte 23 000 Euro Gewinn!

► 0.09 Uhr: Boris nimmt richtig Fahrt auf, lacht nach einem König-Drilling herzlich mit seinen Konkurrenten über sein Karten-Glück. Vor Freude klatscht er auf den Tisch und schlägt mit dem geschlagenen Renato ab.

BILD Am PokertischMit welchem Geld zockt Boris hier?

Quelle: BILD

Klare Sache: Die Jungs freuen sich, dass Boris (jetzt mit 29 000 Euro Gewinn) mit ihnen am Tisch sitzt!

► 0.27 Uhr: Diesmal geht ein Pot (die Summe aller in einer Runde eingezahlten Chips) von 14 000 Euro an Boris. Aber da war viel mehr drin!

Auf der letzten Karte (dem sogenannten „River“) kommt Becker auf einen 9er-Drilling, verzichtet jedoch darauf, erneut zu setzen und seinem Gegner damit mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Das echte Zocker-Gen fehlt Boris, trotzdem hat er sich mittlerweile – auch durch etwas Kartenglück - 38 000 Euro erspielt.

► 1 Uhr: Jetzt wird's doch noch richtig bitter! Boris kommt mit einer 4 und einer 5 auf der Hand auf eine Straße, geht damit All In. Im Spiel ist nur noch sein französischer Gegner Grospellier. Der hat nach dem „Turn“ (also vier ausgelegten Karten auf dem Tisch) einen 3er-Drilling - und geht mit. Zu diesem Zeitpunkt liegt Boris vorn, ist ganz kurz davor, seinen Gewinn auf überragende 80 000 Euro auszubauen.

Dann der Schock! Die allerletzte Karte beschert Grospellier ein Full House (mit 3er-Drilling und 2er-Pärchen). Boris verliert mit einem Mal seine über vier Stunden erspielten 40 000 Euro! Und auch komplett die Fassung!

Kurz zuvor noch im Gefühl des sicheren Gewinns plumpst Boris in seinen Sessel zurück und hält sich entsetzt die Hand vor den Mund. Sekundenlang schaut er nahezu fassungslos in die Runde. Deutlich zu sehen: In Becker brodelt es!

► 1.08 Uhr: Der Poker-Abend ist zu Ende. Immerhin: Boris konnte die letzte Hand noch mal für sich entscheiden, geht damit zumindest nicht mit weniger Geld als vorher nach Hause. Doch angesichts des Spielverlaufs ist der Gewinn von 2798 Euro letztlich natürlich eine ziemliche Enttäuschung.

BILD meint: Aus den Schulden wird Becker dieser Gewinn nicht helfen. Doch eines hat der Auftritt allemal gezeigt: Boris ist immer noch ein echtes Ass. Allerdings fehlte am Ende dann doch die glückliche Hand. 

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