Max Bracht ist Hamburgs Pokerchampion

Der Hamburger Pokermeister 2007 heißt Maximilian Bracht. In einem äußerst spannenden Turnier, das mit einer Reihe spektakulärer Hände gespickt war, erreichte der erst 18-Jährige Pokerspieler den Finaltisch mit einer deutlichen Chipführung. Ein Heads-up-Duell gab es allerdings nicht, denn am Ende einigte sich Bracht mit „Eskimo“ auf einen Deal. Beide Akteure kassierten demnach ein Preisgeld von €18.215, der Titel ging aber an den knapp in Führung liegenden Youngster.

Der zweite Turniertag begann gleich mit einem Paukenschlag. Neu-Profi Sebastian Ruthenberg kam – aufgrund von Demonstrationen in der Hamburger Innenstadt – etwas verspätet an den Tisch. Dort schaute er noch im Stehen kurz in die bereits gedealten Karten und eröffnete die Hand aus erster Position sofort mit einem Raise. Direkt dahinter callte Jan „50outs“ von Halle und der Big-Blind zahlte ebenfalls. Auf dem Flop erschien 4-5-8 und es ging richtig zur Sache. Der Spieler im Big-Blind schob 2.500 Chips in die Mitte, Ruthenberg raiste auf 5.000 und von Halle setzte mit einem Re-raise seiner verbliebenen 16.000 Chips noch einen obendrauf. Daraufhin foldete der Big-Blind, Ruthenberg dagegen zahlte und war gecovert. Im Showdown zeigte Ruthenberg ein Paar Achten und damit das Set, von Halle legte zwei Damen in die Mitte und benötigte somit dringend Hilfe. Die Turncard brachte keine Veränderung, doch am River kam die Dame und der Kurzauftritt des Drittplatzierten beim EPT-Event in Dortmund 2007 war perfekt.

Maximilian Bracht Dies sollte aber nicht die letzte spektakuläre Hand an diesem Abend bleiben. Sahin Moshirian hielt im siebten Blindlevel (300/600) K-K, als gleich zwei Spieler vor ihm All-in gingen. Moshirian überlegte lange und brachte schließlich die nötigen 27.800 Chips für den Call. Seine Kontrahenten zeigten 10-10 und J-J, das Board 6-5-7-A-7 und Moshirian war mit über 70.000 in Chips ganz weit vorne mit dabei.

Für den Sieger des European Poker Tour Event in Baden, Thang Duc Nguyen, war das Turnier zu diesem Zeitpunkt bereits gelaufen. Mit nur noch wenigen Chips pushte Nguyen Q-10 All-in, wird von einem Gegner mit A-Q gecallt und bekam keine Hilfe vom Board.

Als die Blinds bei 500/1.000 lagen kam es zu einer für den weiteren Turnierverlauf ganz entscheidenden Hand. Frank Debus hielt ca. 80.000 in Chips und raiste vor dem Flop auf 3.500, ein Gegner callte und Maximilian Bracht re-raiste vom Button auf 13.500. Am Flop (Js-2s-2h) setzte Debus weitere 13.500 Chips, der Spieler hinter ihm schiob seine verbliebenen 2.500 Chips und auch Bracht machte den Call. Auf dem Turn tauchte eine weitere Zwei auf, Debus checkte und Bracht ging umgehend All-in für weitere 39.100 Chips. Nach langem überlegen callte Debus das All-in, zeigte im Showdown A-J und lag damit weit hinten gegen die Könige des 18-Jährigen. Der dritte Spieler im Bunde war mit A-Q ebenfalls chancenlos. Eine Sechs am River brachte keine Veränderung und Maximilian Bracht übernahm mit fast 140.000 die Chipführung. Debus dagegen stürzte auf unter 20.000 Chips ab, erholte sich aber schnell von diesem Schock und schaffte dennoch den Sprung an den Finaltisch.

Danach erwischte es nacheinander Profispielerin Katja Thater (siehe Bild rechts) und Jan von Halle. Thater wollte mit einem Raise vom Button die Blinds stehlen, lief mit 7-6 aber in A-Q im Small- und A-J im Big-BigBlind. Dadurch fiel sie von knapp 30.000 auf 13.000 Chips zurück. Wenig später war dann Endstation, als sie mit A-K gegen K-Q von Moshirian (Board: J-10-7-9-3) das All-in verlor. „Die entscheidende Hand war aber der Stealversuch vorher, danach musste ich jede Gelegenheit nutzen meine restlichen Chips first-in zu pushen“, nahm die Hamburgerin vom Team PokerStars ihr Ausscheiden recht gelassen. Ihr Mann Jan von Halle hatte zuvor einen guten Laydown gemacht, als er mit A-J vom Button raiste und sich nachdem Re-raise von Ahmet Koc (hielt A-A) von seiner Hand trennte. Einige Hände danach bekam „50outs“ A-K gedealt, ging nach einem All-in vor ihm mit seinen restlichen 35.000 Chips „over the top“ und musste sich zwei Königen geschlagen geben. Wenig später war er mit seinen verbliebenen 11.000 Chips zum All-in gezwungen und schied auf Platz 15 aus.

Kurz nach Mitternacht platzte dann die Bubble und es erwischte Antonio D’Allessandro. Mit 11.000 Chips saß D’Allessandro im Big-Blind (10.000) und musste mit 10-8 gegen Moshirian antreten, der A-4 hielt. Das Board zeigte 7-A-9-8-4 und D’Allessandro schied als letzter Akteur vor dem Preisgeld und dem Finaltisch aus.

Dort startete Maximilian Bracht mit einer mehr als deutlichen Chipführung. Der Hamburger hielt über 260.000 der insgesamt 632.000 Chips. Bei Blinds von 5.000/10.000 ging es dann auch Schlag auf Schlag. Gleich in der ersten Hand musste „Sammy“ aus Berlin die Segel streichen. Eine Hand später schied Daniel Debes auf Platz neun aus. Der als Chipleader in den zweiten Tag gegangene Kai Seestädt verabschiedete als Achter, gefolgt von Ahmet Koc. Als nächstes ging Shahin Moshirain (die Blinds lagen mittlerweile bei 10.000/20.000) mit seinen restlichen Chips All-in. J-8 reichte aber nicht gegen die Pocket Aces von Bracht. Auf Platz fünf folgte Farid Suleyman, ehe Maximilian Bracht Frank Debus und Branco Ilic gleich im Doppelpack vom Tisch nahm. Bracht hielt Q-9, Debus A-2 und Ilic Pocket Achten. Bereits am Flop tauchte dann die Dame auf. Debus und Ilic bekamen keine Hilfe auf Turn oder River und waren ebenfalls eliminiert. Dies sollte auch die letzte Hand des Abends sein, denn „Eskimo“ hatte seinen Chipstapel bis zu diesem Zeitpunkt auf weit über 200.000 Chips ausgebaut, und man einigte sich bei Blinds von 20.000/40.000 auf einen 50:50-Deal.

Der Titel des Hamburger Meisters ging aber an Maximilian Bracht, der sich sozusagen auf den letzten Drücker für das Turnier angemeldet hatte: „Ich wollte eigentlich gar nicht mitspielen und bin dann ganz spontan kurz vor Turnierbeginn ins Casino Esplanade gegangen.“ Mit dem Preisgeld von €18.215 ist der 18-Jährige seinem Ziel, „in Zukunft auch bei wichtigen Turnieren wie der European Poker Tour zu spielen“, einen großen Schritt näher gekommen.

Geschrieben von Robin Scherr
Quelle: http://www.pokeracademy.org.uk/