Interlaken | 9. März 2017
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«Branche kämpft seit Jahren gegen sinkende Umsätze»

Oliver Grimm, CEO Casino Interlaken, erklärt, warum er sich über die Anpassungen im Geldspielgesetz freut, das vom Parlament verabschiedet wurde. Dank diesem kann neu der Internetzugang zu ausländischen Online-Geldspielen gesperrt werden.
von Beat Kohler

Eigentlich ist Onlineglücksspiel in der Schweiz verboten. All die Pokerspiele, die in der Fernsehwerbung angepriesen werden, wären bei uns nicht zulässig. Die Spieler kümmerte das bisher wenig, weil Online-Casinos aus dem Ausland das Schweizer Spiel-Verbot umgehen. Nun hat das Parlament diesen Online-Casinos einen Riegel geschoben, indem es den Internetzugang zu in der Schweiz nicht zugelassenen Online-Geldspielen sperren lässt. Künftig dürfen nur noch Casinos mit Schweizer Sitz eine Online-Konzession erhalten oder ihre Konzession entsprechend erweitern.

Sie sind glücklich darüber, wie sich der Nationalrat bezüglich der Anpassung des Spielbankengesetzes entschieden hat?

Oliver Grimm: Die Anpassungen betreffen nicht das Spielbanken-, sondern das neue Geldspielgesetz, das das Lotterie- und das Spielbankengesetz neu zusammenfasst. Und ja, wir begrüssen die Entscheide des Nationalrates vom 1. März 2017, sie entsprechen dem Volkswillen. Die Entscheide sind im Interesse des Spielerschutzes, der Einnahmen für die AHV, des Sports und der Gemeinnützigkeit.

Konkret ging es auch um die Sperrung von ausländischen Online-Angeboten. Wie stark haben Sie die Konkurrenz dieser Anbieter im Casino Interlaken zu spüren bekommen?

Die Casino-Branche kämpft seit Jahren gegen sinkende Umsätze, und man fragt sich natürlich, wohin die Gelder geflossen sind. Die ausländischen Online-Angebote spielen hier sicher eine tragende Rolle, aber auch das illegale Spiel-Angebot vor Ort, kantonale Rauchverbote, ausländische Konkurrenz in Grenznähe und demografische Einflüsse. Die jüngere Generation hat andere Interessen, das Freizeitverhalten verändert sich.

«Die Entscheide sind im Interesse des Spielerschutzes, der Einnahmen für die AHV, des Sports und der Gemeinnützigkeit», sagt Oliver Grimm, CEO Casino Interlaken.
«Die Entscheide sind im Interesse des Spielerschutzes, der Einnahmen für die AHV, des Sports und der Gemeinnützigkeit», sagt Oliver Grimm, CEO Casino Interlaken.Fotos: Beat Kohler
Diese Angebote sollen nun mit einer Netzsperre für die Spieler unzugänglich gemacht werden. Sind solche Sperren nicht viel zu einfach zu umgehen?

Ich bin der festen Überzeugung, dass es geeignete Mittel gibt, um diese Angebote national zu sperren. Es ist zwar relativ einfach, sich über einen VPN-Dienst eine ausländische IP-Adresse zuzulegen, aber der Einsatz solcher Programme kann ebenfalls erkannt und geblockt werden. In anderen Ländern funktioniert das sogenannte Geo-Blocking ja auch. Und warum soll ein Spieler diesen ganzen Aufwand betreiben, wenn es ein vergleichbares, legales inländisches Angebot gibt, von der Rechtssicherheit ganz zu schweigen.

Wenn die Netzsperre eingeführt wird, wird sich das direkt auf das Casino Interlaken auswirken?

Das ist schwierig einzuschätzen und auch abhängig davon, wie schnell das neue nationale Angebot zur Verfügung steht beziehungsweise vom Spieler angenommen wird. Ob wir selbst, als eher kleines Casino, in den Online-Bereich einsteigen werden, bleibt offen.

Wenn Interlaken selber zu klein ist, könnte das Casino nicht zusammen mit anderen Partnern in der Schweiz eine Verbundlösung anstreben?

Das wäre sicherlich eine Option, wenn es diese Möglichkeit gäbe. Dazu braucht es nicht nur potenzielle Partner, sondern auch die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen. Zum heutigen Zeitpunkt wissen wir noch nicht, ob solche Kooperationen überhaupt möglich sind.

«Warum soll ein Spieler diesen ganzen Aufwand betreiben, wenn es ein vergleichbares, legales inländisches Angebot gibt, von der Rechtssicherheit ganz zu schweigen», erklärt Grimm.
«Warum soll ein Spieler diesen ganzen Aufwand betreiben, wenn es ein vergleichbares, legales inländisches Angebot gibt, von der Rechtssicherheit ganz zu schweigen», erklärt Grimm.
Welche Veränderungen im Umsatz erwarten Sie mittelfristig beim normalen Geschäft?

Ohne eigenes Online-Angebot gehen wir mittelfristig von einer Umsatz Einbusse zwischen 10 und 15 Prozent aus.

Wo sehen Sie beim herkömmlichen Angebot langfristig noch Chancen für das Casino Interlaken?

Hey Nerds, feel the real Life! Wir setzen auf den Gegentrend, ein bisschen Retro. Auf das Bedürfnis, sich wieder mit Freunden zu treffen, zu kommunizieren, etwas gemeinsam zu erleben und nicht stundenlang alleine zu Hause vor dem Computer oder TV zu sitzen.

Sie hegen also noch die Zuversicht, dass Sie nicht schlussendlich ganz vom digitalen Angebot verdrängt werden?

Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, dann ja. Das bedeutet, das bestehende Geschäftsmodell anzupassen und das Unterhaltungsangebot auszubauen. Der Casinobesuch muss auch abseits des klassischen Spiels ein Erlebnis sein.

Wenn das Referendum zustande kommt, dann wird dieses Spielbankengesetz noch vors Stimmvolk kommen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass die neuen Regeln auch an der Urne gutgeheissen werden?

Zum heutigen Zeitpunkt kann man noch nicht einschätzen, ob es zu einem Referendum kommt. Tritt dies ein, hoffen wir, dass man dem Vorschlag des Parlaments beziehungsweise des Bundesrates folgt, die Zuversicht ist gross. Aber am Ende würde natürlich das Stimmvolk entscheiden.