Stellungnahme zu dem Bericht von Michael Keiner

Ich habe den Bericht von Michael gelesen, der mir als erstes in die Hand gedrückt wurde, als ich gestern ins Casino gekommen bin. Ich habe mich gewundert, dass ich einen Bericht über die Entscheidung, verfasst von Michael Keiner, in einem Online Medium wieder finde, nachdem ich die Situation in mehreren Gesprächen mit Michael persönlich besprochen habe.

Ich habe überlegt, ob ich überhaupt auf diesem Weg Stellung nehmen möchte. Ich stelle mich jederzeit einer persönlichen Diskussion, möchte aber nicht auf Meldungen von Personen ohne Namen in einem Forum reagieren. Ich bin von David Markwart (Vertreter Pokerstrategy) gebeten worden, eine Erklärung abzugeben, um die Sache abzuschließen. Nachdem die Sache ziemlich aufgebauscht wird und ich von der Titelseite von Pokerolymp entnehmen kann, dass auch eine Darstellung aus meiner Sicht gewünscht wird, habe ich mich entschlossen, meine Darstellung der Situation abzugeben und beiden Online Plattformen zur Verfügung zu stellen.

Ich wurde zu einer Entscheidung an den Tisch gerufen, wo ich folgende Situation vorfand:

Platz 8 Michael Keiner und Platz 9 ein mir unbekannter junger Spieler aus Ungarn (sein Name ist Sas, wie ich später erfahren habe). Der Flop zeigt Q,9,2, es besteht bereits ein Pot, Michaels Karten sind KQ und ich sehe KK als Gegenhand. Michaels Stacks stehen eindeutig in der Mitte und der Pot unmittelbar davor, die Chips von Sas stehen vor ihm (offensichtlich nicht im Pot)

Ich lasse mir die Situation zuerst vom Dealer erklären und dann von Michael, Sas hat nichts verstanden ,weil die Diskussion in deutsch geführt wurde.

Der Dealer erklärt, dass Sas sehr undeutlich gesprochen hat und er meint gehört zu haben, dass er sagte, nachdem Michael All-in ging,: “I think you have Aces but I FOLD“ und muckte KK von Sas und begann den Pot zuzustellen. In diesem Moment reklamierte Sas, dass er doch gecallt hätte.

Michael erklärte, dass er „FOLD“ verstanden hat.

Sas sagt, er habe seine Karten offen auf den Tisch gelegt, begleitet mit den Worten: “I think you have got Aces but I CALL!“

Spielerin Platz 1 (Russin) gestikuliert und gibt mir zu verstehen, daß KK zu Unrecht gemuckt wurde, Platz 3 Otto G. (Austria) sagt ebenfalls, daß er einen CALL verstanden hat und ein weiterer Spieler Platz 6 (Heiko S. Germany) erklärt, dass Sas undeutlich gesprochen hat und er die Situation als CALL gesehen hat.

Fakt war, dass Sas sehr undeutlich gesprochen hat. Nach weiteren Nachfragen sagt der Dealer, dass er sich nicht mehr sicher ist, ob er CALL oder FOLD verstanden hat.

Ich habe zu diesem Zeitpunkt genau verstanden, was passiert ist und überlege meine Entscheidung. Mir war klar, dass eine technische Interpretation von Turnierregeln hier keine Anwendung findet und man diese Situation in keinem Regelbuch findet. Es reduziert sich alles auf die Frage: Hat Sas „FOLD“ oder „CALL“ gesagt. Wenn er „FOLD“ gesagt hat, dann wären die Karten von Sas natürlich tot gewesen und Michael hätte den Pot gewonnen.

Wenn er „CALL“ gesagt hat, dann müssen die Karten LIVE sein und der Pot fertig gespielt werden. Die Tatsache, dass die Karten bereits im MUCK waren, hat in diesem Fall keine Bedeutung, weil Sas einen „SHOWDOWN“ gemacht hat, indem er die Könige offen auf den Tisch gelegt hat. Folglich besteht keine Frage, welche Karten er gehabt hat. Diesem Gedanken weiter folgend hat der Dealer dann fälschlicher Weise die Karten von Sas gemuckt.

Die Regel, dass Karten, welche mit dem MUCK in Berührung kommen, ungültig sind, findet hier keinen Sinn, weil vorher ein SHOWDOWN erfolgt ist. Karten, welche versehentlich von Spielern oder Dealern verdeckt weggeworfen werden und mit dem MUCK in Verbindung kommen, sind natürlich immer tot.

Es reduziert sich jetzt alles auf meine Interpretation der Situation, da ich keine eindeutigen und unterschiedliche Wahrnehmungen der Situation vorfinde. Eine Entscheidung muss getroffen werden und es ist meine Aufgabe diese zu treffen.

Aufgrund der Spielsituation (Sas hat KK bei einem Board von Q92), der Unsicherheit des Dealers und den Aussagen von verschiedenen Spielern am Tisch erschien mir „CALL“ die wahrscheinlichere Version und ich habe deswegen auch entschieden die Hände spielen zu lassen.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich Michael Keiner schon viele Jahre kenne und ich ihn sehr respektiere. Er ist ein Gentleman am Tisch und hat dies auch in dieser schwierigen Situation bewiesen und meine Entscheidung mit Haltung hingenommen. Seine Aussage, dass ich „gründlich daneben gegriffen habe“ werte ich als Überreaktion auf den Bericht der Gegenseite, die ihn in einem falschen Licht dargestellt hat.

Lieber Michael, mir lag es am Herzen, dass wir die Situation persönlich besprochen haben. Ich wünsche dir weiterhin Viel Erfolg!

Thomas Kremser
CEO, TK Poker Events
by Thomas Kremser, Freitag, 16. Marz 2007
von Mittwoch 14.März 2007, veröffentlicht auf Poker Olymp