Las Vegas Reisebericht Teil 6: Aria und Stratosphere Tower

Stefan Kruse
Freier Spieleentwickler
E-Mail: mail@stefan-kruse.eu


Luxuriöses Aria

Nachdem wir von Konami zurück waren, ging es 30 Minuten ins Zimmer zum frisch machen und dann gleich wieder los. Heute Nachmittag wollen wir das luxuriöse Einkaufszentrum, Hotel und Casino Aria auf der anderen Straßenseite vom Planet Hollywood besuchen.

Edle und extravagante Einrichtung strahlt einen Schein von Reichtum und Luxus aus. Der Komplex wurde 2007 geplant und in 2010 fertiggestellt. Seitdem hat sich die Wirtschaftswelt aber auf den Kopf gedreht. Das Geld der Kunden sitzt längst nicht mehr so locker, jeder Dollar wird zweimal umgedreht. Die Konzeption des Einkaufszentrums mit seinen sündhaft teuren Geschäften zieht zu wenige Kunden mehr an. Das Casino ist konsequent auf „Highroller“ mit höheren Einsätze eingestellt. Slotmachines, die in anderen Casinos mit 20ct spielbar sind, verlangen hier mindestens das doppelte. Während in anderen Häusern ein Mix aus geringen und hohen Einsätzen geboten wird, gibt es im Aria kein Gerät unter 40ct Einsatz. Das hat den meisten Scouts nicht gefallen, und wir sind bald weitergezogen. Das scheinen viele Spieler zu machen. Wie man hört, hat das Aria wirtschaftliche Schwierigkeiten. Schön ist es trotzdem.

Das Spiel „Sex in the City“ war vor allem bei den weiblichen Scouts beliebt. Der Bildschirm ist in vier Teile unterteilt, in denen unabhängig voneinander das gleiche Spiel abläuft. Jedes Fenster kostet mindestens 50ct Einsatz, das Vierfache Spiel also heftige 200ct pro Dreh. Themenbezogene Videos auf dem oberen Schirm handeln um die gleichnamige Fernsehserie. Zum Beispiel muss man das passende Schuhwerk für die Hauptdarstellerin aussuchen. Nach welchen Kriterien man dabei gewinnt, ist mir ein Rätsel.

Auch an der Bar wird man ständig zum Spiel animiert. An jedem Platz ist ein Monitor mit Videopoker installiert.

Überall sehr beliebt und lautstark bejubelt: Craps und andere Würfelspiele. Fotografieren streng verboten!

Natürlich wurde wieder das Lieblingsspiel der Scouts, Gold Fish, dicht umlagert und heiß diskutiert. Ist so eine Hybridtechnologie für Deutschland attraktiv? Gauselmann hat später mit dem Hybrid tatsächlich ähnliches nach Deutschland gebracht.

Spätestens an diesem Punkt geriet mein Zeitempfinden völlig durcheinander. Ich wusste nicht mehr, welche Uhrzeit war und welcher Tag und fragte verwirrt die anderen Scouts, ob wir morgen oder übermorgen nach Hause fahren. Und dieser irre Gefühlszustand wie im Drogenrausch wurde in Vegas nicht mehr anders!

Stratosphere Tower

Mit 350 Höhe ist der Stratosphere Tower das höchste Bauwerk der USA westlich des Missisippi. Er ist Aussichtsturm. Shopping-Mall, Casino und Hotel in einem. Beim Eingang muss man sich von allem Metallischem trennen und durch einen Metalldetektor gehen, der von einem Polizisten bewacht wird. Keine Ahnung warum. Danach geht es in einen Expressaufzug, der einen in weniger als 1 Minute in die Höhe bringt. Pfeifen in den Ohren garantiert wie beim Starten mit dem Flugzeug. Bedient wird der Fahrstuhl von einem Fahrstuhlführer, der einige hundert Höhenkilomenter am Tag zurücklegt und wahrscheinlich jedes Mal ein paar Gehirnzellen einbüßt.

Oben angekommen hat man einen fantastischen Blick über die Stadt, vor allem nachts ist der Lichterglanz ein Genuss. Wer mehr Adrenalin braucht, kann sich auf die 40m hohe Spitze katapultieren lassen, und anschließend diese Strecke im freien Fall wieder hinunterstürzen. Oder sich auf einer Art Bob 20m über den Abgrund rollen lassen, um dort einige simulierte Funktionsstörungen der Schienenbahn zu erleben. Oder am Bungee-Seil 300m frei in die Tiefe stürzen lassen. Auch wenn Gauselmann alles bezahlt hätte, wollte es keiner von uns.

Einige Eindrücke im Bild:

Ein neuer Tag begann in der Nacht

Nach dem Besuch des Stratosphere Tower gegen Mitternacht war die Hälfte der Truppe müde und ist mit dem Taxi zurück ins Hotel. Julia, Moritz, Alf und ich hatten noch nicht genug von der Stadt und wollten den Strip zu Fuß erkunden. Vom Tower sind es etwa 4km zum Hotel. Tolle Einblicke in alte Casinos, den Besuch des größten Andenken-Shops der Welt und der Anblick des Venetians ließen es jeden Meter wert sein, auch wenn sich die Laufstrecke dadurch nochmal verdoppelte.

Der Weg begann gar nicht so idyllisch, da der Tower nicht in der feinsten Ecke von Vegas steht. Dunkle Straßen und Gesellen allerorten. Ganze Familien übernachteten an Bushaltestellen. Betrunkene torkelten uns entgegen. An einer Tankstelle, wo wir uns mit Getränken eindeckten, waren nur noch Farbige. Ein lauter Knall ließ uns vor der Tankstelle Wartende zusammenzucken. Ein Schuss? Nein. Der Reifen eines Autos vor einer Zapfsäule platzte aus unerfindlichen Gründen, während der Fahrer innen bezahlte. Aber mit Ralf dabei, der eine beeindruckende Erscheinung ist, hatten wir eigentlich nie Sorgen. Und schon nach wenigen hundert Metern wurde es deutlich heller und freundlicher. Die Temperaturen? Angenehme 33 Grad mitten in der Nacht.

Auf dem Weg beherbergt fast jedes Gebäude ein neues Casino, zunächst die alten mit viel Charme, später die Themenklötze. Im Harrah’s fand Ralf endlich seinen Platz am Black Jack Tisch für $1. In den Casinos im Herzen des Strips sind ihm $5 Minimum zu viel.

Ein paar Fotoeindrücke vom ganzen Weg:

Überall mündet jeder Weg im hoteleigenen Casino, was wir gerne immer wieder nutzen.

Welche Hersteller sind in Vegas vertreten? Trotz der Vielzahl von Spielen besitzen erstaunlicherweise nur fünf Hersteller eine Lizenz für Nevada, die nach strengen Kriterien vergeben wird:

  • WMS
  • Konami
  • Aristrocrat
  • IGT
  • Atronic

Eigentlich dachte ich, dass auch Bally dazu gehört, doch ich sah kein einziges Gerät von denen.

Also eine Novotamic-freie Zone. Keine Bücher.

Die Geräte sind etwa zur Hälfte klassische Walzengeräte. Etwa 10% sind Bingo und Video Poker. Bei den Bildschirmspielen sieht man noch reichlich alte Geräte aus den Neunzigern mit nur einem Bildschirm, teilweise Röhrengeräte, mit völlig veralteter Grafik und Spielsystemen. Auch bei den neuen Geräten gibt es nur wenig Multigambler. Einzig der Hersteller IGT versucht sich daran, allerdings nur mit zwei oder drei Spielen, die mit einer quälend langen Ladezeit umgeschaltet werden.

Ich bin gefragt worden, wie die Einsätze in Las Vegas gewählt werden.

Antwort: Das kommt drauf an. An Bildschirmgeräten habe ich drei Varianten gesehen.

Vorausgeschickt: Der Einsatz pro Linie ist in Dollar-Cent durch einen Scheibendruck angegeben, meist 1ct. Manche Geräte 2ct oder 5ct. Es gibt auch Geräte, bei denen sich dieser Wert ändern lässt. Und es gibt viele Geräte, die zwei Linien für diesen Betrag werten, dann kosten 50 Linien also nur 25ct bei 1ct.

a) Variable Anzahl Linien und Einsatz

Der Spieler kann die Anzahl Gewinnlinien wählen. Meist in 5 Varianten in Form von 5 Knöpfen. Die Varianten sind von Gerät zu Gerät sehr verschieden. Ich habe z.B. gesehen:

  • 1-2-9-15-30
  • 5-10-15-20-25
  • 5-9-21-42-84
  • 30-60-90-120-150

Zusätzlich lässt sich der Multiplikator, wieder durch bis zu fünf Tasten, wählen, z.B. 1x, 2x, 3x, 5x, 10x. Oft auch bis 20x.

Der Einsatz für ein Spiel ist kompliziert zu errechnen. Spielt man an einem 2ct Gerät 21 Linien 3fach, dann kostet ein Spiel 126ct!

Ältere Geräte bieten auch wenig Linien, z.B. 5, so dass man mit 5ct pro Spiel billiger als in Deutschland spielt. Neue, attraktive Geräte mit Doppelmonitor und reichlich Features fangen oft erst bei 50 Gewinnlinien an, z.B. Zeus II (Der allerdings mit „2 Linien 1ct“, so dass der Mindesteinsatz 25ct beträgt.
Ich habe sogar Geräte gesehen, an denen man mit 1ct spielen konnte (1 Linie 1ct). Also nur die Mittellinie. Das ist natürlich total öde, aber ich sah manche ältere Leute, die sich so für 2$ den Nachmittag vertrieben.

Die Tastenfelder sehen natürlich entsprechend unübersichtlich aus. Immer gibt es noch einen meist dreimal größeren Knopf „Max Bet“, wo man mit einem unbedachten Druck sofort seinen Punktespeicher leeren kann. Und einen Knopf „Repeat Bet“, der den letzten Einsatz wiederholt. Übrigens sind die Knöpfe von mangelhafter Qualität, selbst an neueren Geräten funktionieren die gebräuchlichsten (Repeat Bet) nicht mehr. Dann muss man immer auf die kleinen Einsatzknöpfe drücken, was in Verbindung mit der mangelhaften Ergonomie (keine Handauflagefläche) und in Verbindung mit der Pflicht, jedes Spiel einzeln zu starten, schnell zur Ermüdung des Handgelenks führt. Ein vergrößertes Bild des Tastenlayouts eines Gerätes. Zur fehlenden Ergonomie siehe das zweite Bild mit der typischen Handhaltung, die man nicht lange durchhält.

Bei neuesten Geräten von WMS sind die Knöpfe variabel beschriftet. In jeder Taste ist ein Miniaturmonitor eingebaut, der die Funktion anzeigt, oder in Spielpausen irgendwelche Animationen zeigt.

b) Variabler Einsatz, kein Multiplikator

Hierbei wird nur die Anzahl Linien gewählt. Ein Beispiel, auch mit LCD-Monitoren in den Tasten:

c) Anzahl Spiele

Bei Spielen, die mehrere „Walzenmaschinen“ gleichzeitig zeigen, z.B. „Sex in the City“ wählt der Spieler nicht die Anzahl Linien oder den Multiplikator, sondern die Anzahl der Spiele, die gleichzeitig ablaufen. Mit dem Mindesteinsatz meist 50ct spielt man nur eines von vier Spielen, die am Bildschirm sichtbar sind. Der Rest wird nur angezeigt zum Ärgern über Gewinnkombinationen.

Fazit

Ein heilloses Durcheinander. Bei jedem Gerät muss man neu überlegen, was man eigentlich mit seinem Geld spielt. Ich spielte mal aus Versehen 1 Linie 20x und habe es erst gemerkt, als ich einen vermeintlichen Gewinn nicht erhielt. Zusätzlich wird das noch kompliziert, indem die Casinos für gleiche Spiele unterschiedliche Linien/ Einsatzrelationen vorschreiben. Im Aria war der Mindesteinsatz an allen Geräten 30ct, auch für ältere Spiele. Oft 40 oder 50ct. Knöpfe für andere Einsätze wurden einfach ausgebaut.

Weiter auf dem langen Weg nach Hause Inzwischen taten uns höllisch die Füße weh. Jeder Schritt wurde schwer. Eine Kalorienzufuhr bei McDonald half uns weiter. Herrliche Details sieht man aber eben nur zu Fuß, und nicht in der Limousine.

Morgens um 4 trafen wir im Planet Hollywood ein, und verteilten uns tatsächlich unverzüglich in unsere Zimmer.

Lesen Sie im letzten Teil mein Fazit zur Las Vegas Reise.

Hier finden Sie eine Übersicht aller bisher erschienen Teile unseres Las Vegas Reiseberichts.