Geschichtlicher Rückblick Las Vegas (Teil 11)

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
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Monte Carlo Resort & Casino (Foto: Sascha Brück / CC BY-SA 2.0 de)
Monte Carlo Resort & Casino (Foto: Sascha Brück / CC BY-SA 2.0 de)
Die Casinos am Las Vegas Boulevard nahmen mit den Jahren an Dimensionen und Eleganz in einem Rahmen zu, die man nie für möglich gehalten hätte. Einer der nächsten Streiche vom “Mirage”-Gründer Steve Wynn war das Projekt “Monte Carlo”, welches am 21. Juni 1996 eröffnet wurde. Ein weiteres 340 Millionen Dollar Hotelcasino wurde gebaut um die Touristen zu beeindrucken. Eine Imitation des berühmten Palais du Casino de Monte Carlo, allerdings in einem viel größeren Maßstab. Dieses Hotel mit seinen Statuen, den Kronleuchtern und den Wasserspielen vor dem Haus, sollte beim Las Vegas Besucher den Anschein erwecken, dass er sich auf einer Kulturreise durch Europa befindet.

Das “Monte Carlo”-Hotel gehörte mit seinen 32 Stockwerken bei seiner Eröffnung zu den zehn größten Hotels der Welt. Es hat 3.002 Zimmer, das sind mehr Zimmer als damals im “echten” Monte Carlo, die insgesamt zur Verfügung standen. Interessanterweise war dieses Hotelcasino ein Jointventure zwischen Mirage Ressorts und Gold Strike Resorts, letzteres war ein Unternehmen das diverse kleinere Casinos in Las Vegas unterhielt. Noch bevor das Monte Carlo Resort and Casino fertiggestellt wurde, fand eine Fusion zwischen Circus Circus Enterprises und Gold Strike Resorts statt, somit war das Monte Carlo nun eine Art Partnerschaftsbetrieb zwischen Mirage Resorts und Circus Circus Enterprises, den beiden mächtigsten Casinounternehmen in Las Vegas.

Das Casino wurde in einer Rekordzeit von gerade einmal 14 Monaten fertiggestellt. Der Deal war, dass Circus Circus mit seiner eigenen Baufirma, der Circus Circus Development, den Bau des Casinos übernehmen würde und Mirage Resorts die anteiligen finanziellen Mittel sowie eine grösser Parzelle Land beisteuerte. Der Gewinn sollte anschließend zu gleichen Teilen unter den beiden Gesellschaften aufgeteilt werden.

Das Casino ist durch eine Monorail (nicht zu verwechseln mit der Las Vegas Monorail) mit dem später eröffneten Supercasino Bellagio verbunden. Die Touristen werden so in wenigen Minuten mittels der klimatisierten Schwebebahn, selbstverständlich kostenlos, von einem Casino ins andere transportiert.

Das Monte Carlo kurz vor Sonnenuntergang zusammen mit dem New York-New York (links) und dem Aria (rechts hinten). (Foto: MGM Resorts International / CC BY-SA 2.0)
Das Monte Carlo kurz vor Sonnenuntergang zusammen mit dem New York-New York (links) und dem Aria (rechts hinten). (Foto: MGM Resorts International / CC BY-SA 2.0)
Heute ist das Monte Carlo eher ein mittelgroßes Hotelcasino, obwohl sich im 9.500 qm großen Spielsaal doch immerhin rund 1.400 Spielautomaten und 75 Spieltische befinden. Es gibt ein Race- und Sportsbook, bei denen man Wetten auf nationale Sportereignisse aufgeben konnte. Gleich daneben befand sich der Poker Room. Darüber hinaus gibt es etliche Weltklasse Restaurants, eine Pool Landschaft, wie es sie in dieser Größe und Klasse nur selten gibt, mit einer eigens konstruierten Wellenanlage. Sogar ein hauseigener Tennisplatz stand den Hotelgästen zur Verfügung.

Die immensen Kosten dieser neuen Supercasinos zwangen die Gesellschaften immer mehr Auslagen zu riskieren, ehe sie in das operative Geschäft einsteigen konnten. Finanziert wurde das Ganze entweder über teure Kredite oder Partnerschaften mit anderen Casinos. Zwischenzeitlich werden die Casinos in Las Vegas fast ausschließlich von großen Kapitalgesellschaften kontrolliert.

Dem Leser wird auffallen, dass jedes neue Hotel immer wieder neue Attraktionen hervorbringen musste, um die Besucher anzuziehen. Der gnadenlose Konkurrenzkampf der am Las Vegas Boulevard herrschte, trieb die Betreiber zu immer besseren Marketingstrategien an. Der heutige Las Vegas Besucher kommt längst nicht mehr ausschließlich des Spielens wegen. Stattdessen möchte er Spaß haben, unterhalten werden und nebenbei vielleicht noch ein paar hundert Dollar verlieren. Der Verlust sollte sich dabei in Grenzen halten und natürlich Spaß machen. Ziel ist es, das der Besucher im nächsten Jahr nach Las Vegas zurückkehrt, um wieder ein paar hundert Dollar zu verspielen. So lebt die Stadt von 40 Millionen Besuchern jährlich, unter denen sich jeder auf seine eigene Weise vergnügt.

Direkt links neben dem Monte Carlo war noch genügend Platz für ein weiteres Projekt, dessen Bautätigkeiten bereits begannen als das Monte Carlo gerade eröffnet wurde. So wurde, nach ebenfalls rekordverdächtig kurzer Bauzeit, am 3. Januar 1997 das New York-New York Hotel and Casino eröffnet. Eine vom Strip aus gut zu erkennende Mini Skyline von New York und eine Achterbahn namens „The Roller Coaster“ die um das Hotel herum fährt, gehören zu den Markenzeichen dieses Casinos und waren gleichzeitig die neueste Attraktion am Strip.

New York-New York Hotel & Casino (Foto: Flicka / CC BY-SA 3.0)
New York-New York Hotel & Casino (Foto: Flicka / CC BY-SA 3.0)
Die federführende Kraft dieses Projektes war kein anderer als Kirk Kerkorian, den wir schon früher kennen gelernt haben. Dieser Mann besaß die Grundrechte der Parzelle, auf der das Casino heute steht. Die Restfinanzierung betrieb Kerkorian über eine Partnerschaft mit Gary E. Primm und dessen Primadonna Resorts Inc., einer Casino-Gesellschaft mit einem höchst profitablen Unternehmen direkt an der Staatsgrenze zwischen Nevada und Kalifornien. Kirk Kerkorian stellte das Land zur Verfügung und Primadonna Ressorts finanzierte 42 Millionen Dollar Cash, damit das 460 Millionen Dollar teure Projekt gestartet werden konnte.

Steve Wynn war zeitweilig sehr daran interessiert das New York – New York zu übernehmen, aber MGM Resorts tat gut daran das New York-New York zu halten. Die Toplage bescherte dem Casino Riesengewinne, insbesondere nach 9/11 waren die patriotischen Amerikaner mehr denn je daran interessiert ihr Geld im „New York“ zu verspielen als im orientalischen Aladdin auf der anderen Straßenseite.

Für den Besucher ist das New York – New York Hotel und Casino eines der äußerlich interessantesten und bestaunenswertesten Hotels. Das ganze Gebäude besteht aus 12 verschiedenen Hochhäusern, die der Skyline von New York nachempfunden wurden und zu der neben einer Nachbildung des Chrysler Buildings natürlich auch eine 47stöckige Kopie des Empire State Buildings gehört, in welcher die Hotelzimmer untergebracht wurden. Direkt vor dem Casino steht eine 50 Meter hohe Imitation der Freiheits Statue, wie wir sie aus New York City kennen und auch eine 100 Meter lange begehbare Kopie der Brooklyn Bridge durfte hier nicht fehlen.
Die Kopie der Freiheitsstatue vor dem New York – New York hat es übrigens versehentlich auf die „US Post Office Forever Statue of Liberty Stamp“ geschafft. Die Mitarbeiter die diese Briefmarke kreierten, wählten bei einer Grafik Agentur schlicht das falsche Foto und bemerkten den Fehler nicht.

Rückseitige Sicht des New York-New York bei Nacht. (Foto: King of Hearts / CC BY-SA 3.0)
Rückseitige Sicht des New York-New York bei Nacht. (Foto: King of Hearts / CC BY-SA 3.0)
Wer das Casino von innen betrachtet, wird keinen großen Unterschied zu all den anderen Super Casinos am Strip feststellen. Es gibt auch hier über 1.500 Spielautomaten und 67 Spieltische, an denen man Black Jack und sonstige Glücksspiele angeboten bekommt. Das Casino wurde ganz und gar im New York Stil gebaut und erhielt durch die Anschläge am 11. September unfreiwillige Publicity die für voll besetzte Spieltische und Spielautomaten sorgte und dem Casino Umsätze in astronomischer Größe bescherten. Von 2003 bis 2013 gab es auch eine kleine 9/11 Gedenkstätte.

Die Hotelzimmer sind in unzähligen verschiedenen Dekors geschmückt, welche an die kulturelle Vielfalt New Yorks erinnern sollen. Das Casino hat einen “Financial District” (Wallstreet Börse), an der sich die Hauptkasse des Casinos befindet und wo man seine Chips in Bargeld tauschen kann. Einen “Central Park” in dem die Spieltische standen und wo man sich zum Spielen und Verweilen begegnete. Die “Park Avenue” mit unzähligen Geschäften sowie “Penn Station” und “Grand Central Station” die einen guten Überblick über das gesamte Geschehen auf der Casinoetage boten. Natürlich bietet auch das New York New York unzählige Restaurants an, die keine kulinarischen Wünsche offen lassen. Um sich halbwegs zurechtzufinden, wurden auf den Boden Straßennamen und Wege gemalt, inklusive Fußgängerstreifen.

Während es am Las Vegas Strip immer extremer wurde, spürte man an einem anderen Ort den Schwund der Touristen. Die Casinos in Downtown Las Vegas hatten einen enormen Umsatzrückgang zu verzeichnen. Niemand war mehr interessiert, diese etwas älteren und nicht so supermodernen Casinos zu besuchen. Nicht zuletzt auch, weil Downtown oft als Treffpunkt für Gestalten aus der Unterwelt und Kriminalität gewählt wurde. Um dem Ganzen etwas entgegen zu wirken, mussten sich die Downtown Casinos etwas einfallen lassen. Das Stichwort hieß „Freemont Experience“. Darüber erfahren Sie mehr im nächsten Teil.

Hier finden Sie eine Übersicht aller bisher erschienen Teile unseres Las Vegas Rückblicks.