Geschichtlicher Rückblick Las Vegas (Teil 9)

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Steve Wynn gilt als einer der erfolgreichsten Geschäftsleute der Welt. Über ihn könnte man Bücher schreiben. Daher widmen wir uns in diesem Bericht auch seinem Beitrag zur Casinowelt von Nevada und anderen Staaten. Sein Aufstieg in dieser Branche ist einzigartig, ebenso seine Fähigkeiten zur Kommunikation mit Medien und Geschäftspartnern, und nicht zuletzt seine Art, die eigenen Mitarbeiter zu Höchstleistungen zu motivieren und diese über viele Jahre an seine Unternehmen zu binden.

Das Golden Nugget im Jahr 1983. (Foto: Larry D. Moore / CC BY-SA 3.0)
Das Golden Nugget im Jahr 1983. (Foto: Larry D. Moore / CC BY-SA 3.0)
Als Sohn eines Bingoveranstalters von der Ostküste, wuchs Stephen Alan Wynn schon in jungen Jahren im Umfeld von Casinos auf. Mit einem Abschluss in Englischer Literatur an der Pennsylvania State University zog es ihn dann nach Las Vegas, wo er einiges bewegen sollte.

Einer seiner engsten Freunde und Geschäftspartner, der Präsident der Bank of Las Vegas E. Parry Thomas, half ihm bei der Finanzierung seiner Casinoprojekte. Steve Wynn ergriff bereits im Jahr 1967 die Gelegenheit und kaufte sich mit ein paar Anteilen beim Frontier Hotel ein. 1971 kaufte er, mit Hilfe seines Bankierfreundes Thomas, Mehrheitsanteile am Golden Nugget in Downtown Vegas. Mit einer Umstrukturierung und Vergrösserung des Hotels um weitere 600 Zimmer wandelte er das Golden Nugget in ein Luxus Hotel um, welches auch heute noch, in Old Las Vegas, seinen Reiz nicht verloren hat.

Weitere Investitionen sollten folgen, unter anderem an der Ostküste, wo er das Golden Nugget in Atlantic City baute, um es später, mit massivem Gewinn, wieder zu veräußern. Diesen Gewinn nutzte er um sein größtes Projekt zu realisieren, welches in Las Vegas neue Maßstäbe setzen sollte: „The Mirage“.

Nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren eröffnete das Mirage Hotel and Casino Resort am 22. November 1989. Die Baukosten betrugen rund 630 Millionen Dollar, damit war es bis dato das teuerste Hotel-Casino in der Geschichte. Die Rekrutierung der Mitarbeiter fand in einem monatelangen Prozess statt, bei welchem Steve Wynn persönlich Interviews und Seminare veranstaltete. Nur wer 100% motiviert und von seinem Konzept überzeugt war, sollte für ihn arbeiten. Das ist mitunter einer der Gründe, warum viele Mitarbeiter dem Mirage teils über Jahrzehnte treu geblieben sind. Äußerst ungewöhnlich, wenn man sich ein durchschnittliches amerikanisches Berufsleben so anschaut.

The Mirage (Foto: Stan Shebs / CC BY-SA 3.0)
The Mirage (Foto: Stan Shebs / CC BY-SA 3.0)
Das, von Joel Bergmann designte, Mirage besteht aus 3.044 Zimmern in einem 30stöckigen Hotelkomplex, bestehend aus drei Flügeln.

Es gibt neben den regulären Standard Rooms, Suiten, Luxus Suiten und Super Luxus Suiten auch noch 6 Bungalows mit einem privaten Garten und eigenem Swimming Pool. Die oberen 5 Stockwerke des Hotelkomplexes, welche von aussen einen goldenen Anstrich haben welcher auch als Werbefläche für aktuelle Shows dient, sind den Penthouse Suiten vorbehalten.

Als Las Vegas Besucher sollte man sich das allabendliche Spektakel vor dem Mirage nicht entgehen lassen: dort bricht in regelmäßigen Abständen ein künstlicher Vulkan aus und zieht die Massen an. Ebenfalls bemerkenswert ist die Pool- und Wasserlandschaft des Mirage, ein grosses Delphinarium, als zusätzliche Attraktion, welches nicht unter skeptischen Protesten von Umweltschützern eröffnet wurde.

Das Mirage Hotel und Casino war über Jahre hinweg das erfolgreichste Casino in Las Vegas. Der Poker Room galt damals als Zentrale der Pokerprofessionals der Welt, und ist auch heute noch ein sehr gut besuchter Ort für Kartenspieler. Die geschickte Marketingstrategie sollte voll aufgehen. Mit einem Private Casino für High Rollers, in das man ohne Einladung gar keinen Einlass bekommt, oder einem regulären, offenen High Limit Bereich, galt das Mirage als Anziehungspunkt für die betuchten Spieler aus Übersee. Innerhalb des ersten Jahres im operativen Geschäft generierte das Mirage rund 125 Millionen Dollar an den Spielautomaten und noch einmal denselben Betrag nur an den Baccaratischen. Das war zurückzuführen auf den Fakt, das intensives Marketing betrieben wurde um die High Limit Baccara Spieler aus Fernost anzuziehen. Darüber hinaus wurden rund 250 Millionen Dollar aus dem “Non Gaming”-Bereich generiert. Ein Hinweis darauf das sich Las Vegas langsam von der reinen Spielerstadt zur Entertainmentmetropole entwickelte.

Im übrigen verfügt das Mirage Hotel über einen privaten Golfplatz, der eigens für die High-Rollers und Bekannte von Steve Wynn – und natürlich für ihn selbst – etwas ausserhalb vom Strip angelegt ist. Gemäss Berichten soll dieser exklusive Golfplatz kaum bespielt werden und dennoch so enorme Kosten verursachen, dass gemunkelt wird, Steve Wynn hätte sich hier ein privates Reich für sich und seine Freunde geschaffen. Wichtige Leute aus der Casinobranche sind dort Lifetime Member und haben ihren privaten Garderobenbereich. Der Zutritt für Nicht-Mitglieder ist nicht gestattet, der Club ist vollständig umzäunt und rund um die Uhr streng bewacht. Einzig die Überflugsrechte sind nicht gesetzlich geregelt, und so kann man sich einen Eindruck von Steve Wynns Golfreich verschaffen.

Treasure Island Hotel & Casino
Treasure Island Hotel & Casino
Um dem Touristenansturm auch weiterhin gewachsen zu sein, entschied man sich das Mirage nicht, wie bei Hotelcasinos in Las Vegas sonst üblich, zu vergrößern und auszubauen sondern gleich in ein komplett neues Resort, direkt neben dem Mirage, zu investieren. Und so eröffnete am 27. Oktober 1993 das Treasure Island Hotel and Casino, ein weiteres Mega Casino mit 2.900 Hotelzimmern, seine Pforten. Die Eröffnung fand zeitgleich mit der Implosion des Dune Hotels statt und schwamm auf der Welle der Themencasinos mit. Das Treasure Island umfasst einen 36stöckigen Hoteltrakt und kostete etwas weniger als das Mirage – “nur” 430 Millionen Dollar. Der Besucher kann mit einer Monorail zwischen den beiden Casinos hin- und herfahren.

Ähnlich wie beim Mirage, so wird auch vor dem Treasure Island eine Show angeboten, die die Massen anziehen soll um selbige anschließend ins Casino zu locken. Die, ein Jahrzehnt lang gezeigte, Piratenshow „Buccaneer Bay“ hatte dabei, Mutmaßungen zufolge, einen recht interessanten Hintergrund. Die Show zeigt eine Schlacht zwischen Piraten und der Britischen Fregatte “H.M.S. Britannia”. Am Ende siegen die Piraten und die Britischen Soldaten gehen unter. Was das Ganze nun so interessant macht? Steve Wynns Projekt eines Golden Nugget Casinos in London, scheiterte kurz vor Abschluss der Verhandlungen. Zu diesem Zeitpunkt war das Projekt bereits voll ausgearbeitet und alle notwendigen Gebäude erworben. Die Lizenz wurde verweigert, vermutlich weil man befürchtete, Steve Wynns Einfluss im lokalen Markt könne für die anderen Betreiber zu einer ernsthaften Konkurrenz werden.
Und so spekuliert man, Steve Wynn und seine Marketing Strategen haben die Piraten-Show lanciert, um sich über das überhebliche britische Verhalten zu mokieren.

Steve Wynns geschäftliche Aktivitäten sind auch nach seinem Ausstieg aus der MGM Grand-Mirage Fusion nicht zurückgegangen. Im Jahr 2000 kaufte er für seine Frau das Desert Inn Hotel und Casino und liess es kurzerhand schliessen. Das Desert Inn, welches erst einige Jahre zuvor für über 20 Millionen Dollar renoviert worden war, wurde später dem Erdboden gleich gemacht. Der Desert Inn Country Club und Golf Platz allerdings besteht in seiner ursprünglichen Form noch immer und wurde an das wenige Jahre später eröffnete Wynn Resort angegliedert.

Wynn Las Vegas (Foto: Almc1217 / CC BY 3.0)
Wynn Las Vegas (Foto: Almc1217 / CC BY 3.0)
Das Wynn Las Vegas Hotel and Casino eröffnete am 28. April 2005, dem Geburtstag von Steve Wynns Frau, und setzte erneut Maßstäbe in Vegas. Mit Baukosten in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar stellt das Wynn Las Vegas das Flagschiff der Wynn Resorts Limited dar. Mit etwas über 2.700 Zimmern ist es kleiner als so manches andere Hotel in Las Vegas, aber das Ziel war hier auch nicht Größe sondern Luxus. Jeder Aufenthalt im Wynn Las Vegas soll für den Gast ein einzigartiges Erlebnis werden. Und so hält das Wynn bis zum heutigen Tage mehr Forbes Travel Guide Five Star Awards als jede andere unabhängige Hotelkette der Welt.
Neben unzähligen Luxussuiten findet man natürlich auch noch ein rund 10.000qm großes Casino, den 12.000qm großen See „Lake of Dreams“, etliche Restaurants und Bars, eine eigene Kunstgalerie, zwei Hochzeitskapellen und zu guter Letzt, mit dem ehemaligen Desert Inn Country Club, einen eigenen Golfplatz im Wynn Las Vegas.

Die ursprüngliche Auffassung das die Lokalität des Casinos nicht mehr zeitgemäß sei, erwies sich schnell als falsch, und das Wynn gelangte recht schnell an seine Kapazitätsgrenzen. Am 22. Dezember 2008 eröffnete man schließlich, nach zwei Jahren Bauzeit, das „Encore“ als Schwesterhotel zum Wynn Las Vegas mit dem selben hohen Anspruch an Luxus und Service.

Jedes Projekt, welches unter Steve Wynn eröffnet wurde, stand am Ende mit massiv schwarzen Zahlen da, und das belegt die erstaunliche Manager-Fähigkeit dieses Casinomanagers. Lassen wir uns überraschen. Und bleiben Sie dran für die nächsten Berichte über die Veränderungen in Las Vegas.

Hier finden Sie eine Übersicht aller bisher erschienen Teile unseres Las Vegas Rückblicks.