Interview mit Thomas Fleischer und Thomas Stoßberg, Leiter der Spielbank Aachen

Ulli Schmitt
ISA-GUIDE Inhaber
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ISA-GUIDE spricht mit Direktoren, Managern, Aktionären und Persönlichkeiten aus der Spielbank- und Casinobranche. ISA-GUIDE hinterfragt Aktuelles und Interessantes für Sie.

Heute im Interview: Thomas Fleischer (50) und Thomas Stoßberg (51). Beide sind Leiter der Spielbank Aachen.

Fachjournalist Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Auf Ihren Visitenkarten steht nicht das Wort „Direktion“, dennoch sind Sie für das Casino verantwortlich. Wie kommt es dazu?

Thomas Stoßberg: Nachdem der damalige Direktor das Unternehmen verließ, übertrug die WestSpiel-Geschäftsführung alle operativen Geschäfte an uns beide. Man kennt das ja vom Fußball: Geht der Coach, übernimmt ein Interimstrainer, oder auch zwei. Aus dieser angedachten Übergangslösung ist eine dauerhafte geworden. Offenbar machen wir einen ordentlichen Job und das ist honoriert worden. Für das Vertrauen möchten wir der Geschäftsführung herzlich danken.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Womit konnten Sie denn bei der Geschäftsführung punkten?

Thomas Fleischer: Wir kennen das Haus seit vielen Jahren und sind mit den Abläufen vor Ort bestens vertraut. Wir teilen die Aufgabenbereiche nach unseren Stärken auf: Als Leiter des Klassischen Spiels kümmere ich mich um Roulette, Poker und Black Jack, während Thomas Stoßberg für das Automatenspiel verantwortlich ist. Das klappt wunderbar.

Thomas Stoßberg: Wir konnten den Bruttospielertrag 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent steigern. Überhaupt geht es mit WestSpiel wie mit der gesamten Branche nach herausfordernden Jahren wieder bergauf. Das Comeback der Spielbanken fühlt sich richtig gut an.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Seit wann sind Sie in der Spielbranche?

Thomas Fleischer: Ich habe 1989 in der Spielbank Mainz als Croupier angefangen. Im Jahr 2000 zog es mich schließlich nach Aachen. Im Rahmen eines Trainings für Führungskräfte wurde ich in allen Bereichen einer Spielbank fit gemacht. Davon profitiere ich heute.

Thomas Stoßberg: Ich bin seit 2002 mit Herz und Seele dabei.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Wo liegen die markantesten Veränderungen?

Thomas Fleischer: Die heutigen Casinos haben nur noch sehr wenig mit den Spielbanken von vor 30 Jahren zu tun. Das Publikum hat sich verändert, ebenso das Spielverhalten. Früher war der Spielbankbesuch ein gesellschaftliches Ereignis. Heute geht es mehr um das Spielen selbst, weshalb wir es noch stärker in den Fokus rücken.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Was zeichnet die Spielbank, für die Sie arbeiten, besonders aus?

Thomas Stoßberg: Die Spielbank Aachen ist eine der renommiertesten in Deutschland. 39 Jahre lang residierte sie im historischen Kurhaus. Letztes Jahr sind wir übergangsweise in die AachenerFußballarena Tivoli umgezogen und sind positiv überrascht, wie gut das funktioniert. Wir fühlen uns pudelwohl, nichtsdestotrotz freuen wir uns nach erfolgreicher Renovierung des Gebäudes auf die Rückkehr ins Kurhaus.

Thomas Fleischer: Um eine traditionelle Spielbank in einem Fußballstadion zu installieren waren unsere Architekten und die gesamte Belegschaft vor große Herausforderungen gestellt. Jetzt, ein Jahr nach dem Umzug, kann man sagen, dass hier eine wunderschöne Spielbank mit einer einmaligen Clubatmosphäre entstanden ist.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Im Sommer feiern Sie das große Jubiläum der Spielbank Aachen. Was ist geplant?

Thomas Stoßberg: Unser Aachener Haus war 1976 die allererste Spielbank in NRW nach Gründung des Landes. Das ist jetzt 40 Jahre her und Anlass für eine tolle Feier am 1. Juli. Wir freuen uns sehr auf einen ganz besonderen Tag mit unseren Gästen. Es gibt Zusatz- und Sonderausspielungen, unterhaltsame Live-Musik und ein kulinarisches Angebot der Spitzenklasse.

Thomas Fleischer: Wir öffnen an diesem Tag für alle Besucher. Wer mit uns feiern will, ist herzlich willkommen.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: 
Ist Ihrer Ansicht nach eine Marktsättigung bei Casinos in Europa erreicht?

Thomas 
Stoßberg: Wenn ich mir den Zuspruch und unser Wachstum ansehe, kann ich das nur verneinen.

Thomas Fleischer: In Deutschland sind in den vergangenen Jahren einige konzessionierte Spielbanken geschlossen worden. Andererseits gingen in jedem noch so kleinen Ort gewerbliche Spielhallen in Massen auf.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Automatenspiele erlangen allein durch ihre technische Innovation immer größere Beliebtheit. Ist das klassische Spiel nicht mehr attraktiv?

Thomas Fleischer: Im Gegenteil: Wir erleben gerade die Renaissance des Klassischen Spiels. Bei WestSpiel verzeichnen wir für Roulette, Poker und Black Jack Zuwachsraten von bis zu 15 Prozent. Ins Casino zu gehen ist wieder angesagt – vor allem auch bei jüngeren Besuchern.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: 
Die Spielautomaten folgen Trends. Ist für Sie das stetige Anpassen an neuesten Generationen sinnvoll oder steht mehr die Spielgewohnheit im Vordergrund?

Thomas Stoßberg: Wir sorgen für eine gute Mischung. Traditionelle Walzengeräte zum Beispiel müssen ja nicht alt sein. Auch in dem Bereich gibt es immer wieder Neuentwicklungen, die auf traditionelle Spielgewohnheiten Rücksicht nehmen, aber auf neuestem technischem Niveau sind. Auf der anderen Seite dürfen unsere Gäste von einem Premiumanbieter wie WestSpiel erwarten, dass wir die aktuellsten Geräte auch aus Las Vegas bei uns aufstellen.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Sehen Sie Möglichkeiten, die Attraktivität von Spielstätten zu erhöhen, auch durch Änderungen seitens des Gesetzgebers?

Thomas Fleischer: Durch das Nichtrauchergesetz und die Werbeeinschränkungen im Glückspielstaatsvertrag haben sich die Rahmenbedingungen sehr stark verändert. Die Kunst ist aber nicht darüber zu hadern, sondern sich den neuen Begebenheiten anzupassen und das Beste daraus zu machen.


Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Turniere sind ein attraktives Special wie zum Beispiel das Poker oder Black Jack. Sehen Sie hier Handlungsbedarf?

Thomas Fleischer: Unbedingt. In der Spielbank Aachen haben Poker-Turniere Tradition. Bereits weit vor dem großen Poker-Boom wurden bei uns regelmäßig Turniere angeboten. Ab 2007 war ich in unserer Spielbank für das Pokerspiel verantwortlich und mit einem hervorragenden Team konnten wir die Abteilung zu großem Erfolg führen. In den Spitzenzeiten boten wir an sieben Tagen in der Woche Turniere an.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: 

Gut geschultes Personal ist das Nonplusultra im Spielbank-Sektor. Wie sieht bei Ihnen die Aus- und Fortbildung der Beschäftigten aus?

Thomas Fleischer: Das Schöne an einem großen Unternehmen wie Westspiel ist, dass wir gerade im Bereich Aus- und Fortbildung auf sehr viel Erfahrung und Innovation bauen können. Alle Mitarbeiter, die bei uns gelernt haben, wissen, dass sie eine fundierte, gute Ausbildung erhalten haben und sich vor nichts verstecken müssen. Außerdem arbeiten Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen bei uns – ohne dass Probleme auftreten. In einer Mitarbeiterbefragung gaben ausnahmslos alle Kollegen an, dass die Nationalität der Mitarbeiter keine Rolle spielt. Das freut mich sehr.

Thomas Stoßberg: Die Aus- und Fortbildung hat bei WestSpiel einen hohen Stellenwert. Nur so können wir unseren Gästen den besten Service und Sicherheit bieten sowie den gesetzlichen Anforderungen bezüglich Geldwäsche und Sozialkonzept Rechnung tragen.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Immer mehr Spielbanken stellen sich auch dem Problem der Spielsucht und werden damit ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht. Welche Aktivitäten unterstützen Sie diesbezüglich in Ihrem Unternehmen?

Thomas 
Stoßberg: WestSpiel hatte schon ein beispielhaftes Sozialkonzept, bevor es das Wort Sozialkonzept überhaupt gab. Es liegt in unserer DNA für ein verantwortungsvolles, sicheres und sozial flankierendes Spielangebot zu sorgen. Gerade erst hat WestSpiel erfahrene Mitarbeiter aus allen Spielbankstandorten in das sogenannte Kompetenzteam Spielerschutz berufen. In allen Häusern setzen sie vor Ort den ordnungspolitischen Auftrag um. Sie arbeiten nicht in der Verwaltung, sondern in den Casinos selbst und stellen durch ihre Präsenz eine lückenlose Präventionsmaßnahme direkt am Ort des Geschehens sicher. Um sich dieser Aufgabe vollumfänglich widmen zu können, sind die Mitarbeiter von ihren ursprünglichen Tätigkeiten freigestellt.

Thomas Fleischer: Um die Qualität aller Maßnahmen zu steigern, hat WestSpiel Wissenschaftler für Verhaltenssucht der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz als Berater mit ins Team geholt. Somit erfahren die Maßnahmen eine kontinuierliche Begleitung durch wissenschaftliche Forschung und bringen einen Prozess in Gang, der das etablierte Spielerschutzkonzept in einer neuen Qualität weiterentwickelt.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Mit dem Begriff „Spielbanken“ und „Casinos“ verbinden die Konsumenten nicht nur das Ambiente, sondern auch das Glück des großen Gewinns. An welche großen Ausschüttungen, die Ihre Gäste erfahren haben, erinnern Sie sich?

Thomas Fleischer: Das war noch zu meiner Zeit als Croupier in Mainz. Ein Gast hatte damals im Roulette immer alle Chancen im dritten Dutzend auf Maximum gespielt. Wenn ich mich recht erinnere waren das in jedem Spiel zirka 50.000 Mark. Bei einem Volltreffer, wie zum Beispiel der 29, lag die Auszahlung pro Spiel bei über 200.000 Mark. Das war schon sehr beeindruckend.

Thomas Stoßberg: An die Ausschüttung eines „Star-Jackpot“ in Höhe von fast 270.000 Euro. Der Mann wusste gar nicht, wie ihm geschah. Aber es ist auch immer wieder schön zu sehen oder zu hören, wie Gäste sich über geringe Gewinne von zum Beispiel 20 Euro freuen können und anfangen zu kreischen und jubeln, als ob es 20.000 Euro wären.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Bis vor Jahren galt eine strenge Kleiderordnung beim Besuch von Spielbanken. Zwischenzeitlich gelockert legen aber trotzdem die meisten Häuser auch heute noch sehr viel Wert auf große Abendgarderobe. Wie sehen Sie dies?

Thomas Stoßberg: Wir erwarten von unseren Gästen ein gepflegtes Erscheinungsbild, das kann auch Freizeitkleidung sein. Die Gäste kommen in ihrer Freizeit zu uns und sollen sich wohlfühlen. Wir freuen uns natürlich, wenn Gäste Freitag- oder Samstagabend zu uns kommen und sich für diesen Anlass besonders schick gemacht haben. Wer sich lieber elegant anzieht und sich so wohl fühlt, der soll das natürlich gerne tun. Das Wohlbefinden der Gäste ist uns das Wichtigste.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an amüsanten Begebenheiten während Ihrer Tätigkeit denken?

Thomas Fleischer: Da fällt mir sofort ein junger Mann ein: Er kam des Öfteren mit seiner ganzen Familie: Vater, Mutter, Frau, Geschwister. Eines Abends kam er alleine und erzählte am Roulettetisch, er wolle seiner Frau ein neues Auto kaufen. Dafür brauche er 40.000 Euro. So begann er zu spielen, erzählte dann zwischendurch, jetzt habe er schon die Reifen, dann den Motor und so weiter. Bis er das gesamte Geld für einen Wagen zusammen hatte. Er packte die Jetons schön ein, bedankte sich und ging an die Kasse. Nach fünf Minuten saß er wieder am Tisch und meinte, eigentlich könne auch er ein neues Auto gebrauchen. Und das Spiel begann von vorne. Allerdings verlor er und stand mit den Worten auf: „Schade, aber das Auto bekommt meine Frau trotzdem.“

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Herzlichen Dank für das Gespräch.