Die Favoriten der WSOP 2006

Ein Artikel von Alex Lauzon

Am 28. Juli ist es wieder einmal so weit. Die weltbesten Pokerspieler und tausende von Amateuren treffen sich im Rio von Las Vegas, um sich zwei Wochen lang um das begehrteste aller Bracelets zu schlagen. Auf den Sieger warten zehn Millionen Dollar.

Zum ersten Mal wurde die Teilnehmerzahl nach oben begrenzt. Insbesondere Pokerseiten im Internet erwerben Tausende von Tickets, die in Satellitenturnieren ausgespielt werden, was die Zahl der Spieler von Jahr zu Jahr gewaltig nach oben schnellen ließ. Waren es im Jahr 2003 noch 839 Pokerspieler, die sich um den Weltmeistertitel stritten, trafen sich 2004 bereits 2.576 Spieler, im Vorjahr waren es 5.619 – und nun 8.000.

Das bedeutet, dass die rein mathematische Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmter Spieler den Monsterbewerb gewinnt, 1 in 8.000 beträgt. Berücksichtigen wir die Spielstärke, so reduziert sich die Gewinnchance für einen Amateur, ohne Erfahrung in Turnieren dieser Klasse, auf einen Bruchteil davon, während wir, im Falle routinierter Profis, den Wert von 8.000 durch eine angenommene Zahl dividieren können.

Um wieviel höher mag nun die Gewinnchance für einen Weltklassespieler, verglichen zum Durchschnitt, liegen? Mike Caro schrieb im vegangenen Jahr, dass man den Faktor 3 dafür nehmen könnte. Berücksichtigen wir, dass die Zahl unerfahrener Spieler nun deutlich höher liegt als in vorangegangenen Bewerben, so könnten wir, anstatt 3, vielleicht sogar die Zahl 10 hernehmen – allerdings nur für die wirklich Besten. Sollten Sie über genügend Kapital verfügen, und Sie haben die Möglichkeit, eine Wette auf einen bestimmten Spieler zu halten, dann können Sie beruhigt einen Kurs von bis zu 1 zu 800 legen. Allerdings, die Buchmacher von Las Vegas, wie Sie in Folge sehen werden, nutzen den Optimismus vieler Pokerfans und legen die Favoritenkurse deutlich niedriger.

Phil Ivey 150 : 1 Ohne Zweifel ist Phil Ivey einer der weltbesten Pokerspieler. Allerdings, selten spielt er Turniere, denn seine Einnahmen in Cashgames – und niemand weiß, wieviel er wirklich damit verdient – übertreffen kalkulierbare Turniereinnahmen. Im vergangenen Jahr erreichte er den 20. Platz.

Daniel Negraneau 225 : 1 Obzwar Daniel Negraneau im Vorjahr bei den WSOP schon in den Vorrunden ausscheiden musste, legen ihn die Bookies als zweiten Favoriten. Mit Sicherheit ist er einer der erfahrensten Turnierspieler mit regelmäßigen Plätzen auf Final Tables.

Howard Lederer 250 : 1 Die Kurse der Buchmacher richten sich in erster Linie nach dem Wettmarkt. Warum Howard Lederer so sehr favorisiert wird, ist hier nicht ganz klar. Im Vorjahr schied er als 133. aus. Zwei WSOP Bracelets (von Vorbewerben) nennt er sein Eigen und ebenso konnte er zwei Bewerbe der WPT für sich verbuchen.

Phil Hellmuth 250 : 1 Phil Hellmuth war der Champion Anno 1989. In allen namhaften Turnieren ist er präsent, USD 6.672.951 ist seine Gewinnsumme, mit 9 Bracelets liegt er nur um eines hinter Doyle Brunson und Johnny Chan. Sein Ruf als Pokerspieler kann eigentlich nur durch den des Showman übertroffen werden. Er versteht es eben, sich gut zu verkaufen. Seine Gewinnchancen sind in jedem Turnier grundsätzlich die höchsten.

Chris Ferguson 300 : 1 Auf Chris Ferguson ist immer Verlass. Sein ursprünglicher Beruf ist Mathematiker und sein eher verwildertes Äußeres soll davon lediglich ablenken. Sein Spiel ist in absolut jeder Situation bestens durchdacht und bis jetzt hat er unglaubliche Konsequenz unter Beweis gestellt. Gelingt es ihm, die, all zu oft von Glück bestimmten, Vorrunden zu überleben, so stehen die Chancen sicher sehr hoch, ihn am Final Table zu erleben.

Gus Hansen 300 : 1 Der Däne Gus Hansen ist Favorit unter den europäischen Teilnehmern. Seine Erfolge in WSOP-Bewerben sind jedoch keinesfalls nennenswert. Im Hauptbewerb des Vorrjahres errang er den 130. Platz. Allerdings, 4 WPT-Siege konnte er für sich verbuchen und in der EPT erlebten wir ihn mehrere Male am Final Table.

John Juanda 300 : 1 Einer der unauffälligsten und ruhigsten Spieler unter den Profis ist John Juanda. Obzwar, seines Verhaltens wegen, selten im Licht der Kameras, von seinen Gegner wird er mehr als gefürchtet. Mehr als 6,5 Millionen konnte er in Turniergewinnen rund um die Welt verbuchen, und im Vorjahr erreichte er den 31. Platz.

Marcel Luske 400 : 1 Des „fliegenden Holländers“, Marcel Luske, Markenzeichen ist die verkehrt aufgesetzte Sonnenbrille. Seine Turniererfolge spannen ein Netz rund um den Erdball: Frankreich, England, Holland, Österreich, Monaco, Spanien, USA, Karibik, Australien. Bei den vorrjähigen WSOP konnte er sich in 4 Berwerben in die Geldränge spielen.

Greg Raymer 400 : 1 Greg Raymer war der Überraschungssieger des Hauptbewerbes der WSOP im Jahre 2004 (seine Nenngebühr gewann er online). Seit damals konnte er der Pokerwelt beweisen, dass dies kein reiner Glücktreffer war. Im Vorjahr hielt er sich bis zum grausamen Ende durch einen unglaublichen Bad Beat unter den Chipleadern und verließ das Turnier als 25.

Barry Greenstein 400 : 1 Barry Greenstein ist einer der gefürchtetsten Gegner auf Cash-Tischen. Seinen durchaus luxuriösen Lebensstil finanziert er sich ausschließlich durch das Pokerspiel. Erst seit relativ kurzer Zeit widmet er sich Turnieren (und spendet seine dadurch erzielten Einnahmen vorwiegend wohltätigen Zwecken), konnte aber auch in diesem Bereich sein Talent mehrmals zweifelsfrei unter Beweis stellen.

Carlos Mortensen 400 : 1 Der Spanier, Carlos Mortensen, ist Weltmeister des Jahres 2001. Knapp 4 Millionen Dollar betragen seine Turniereinnahmen und 2 Bracelets nennt er sein Eigen. Seine Spielstärke ist konsequent. Sollte ihm das erforderliche Glück – ohne dem es in solchem Teilnehmerfeld natürlich wirklich nicht läuft – nicht versagt bleiben, sollten wir ihn zumindest in den Geldrängen finden. Fuerza Carlos, y mucha suerte!

Layne Flack 400 : 1 Einer der aggressivsten Spieler unter den genannten Favoriten ist Layne Flack. Gelingt es ihm, sein Temprament zu zügeln, und erwischt er noch dazu zum richtigen Zeitpunkt die passenden Karten, ist er kaum zu halten. Jedenfalls spielte er sich in den WSOP 2005 viermal in die Geldränge, zweimal saß er am Final Table, und den Hauptbewerb beendete er an 194. Stelle.

Scotty Nguyen 400 : 1 Beinahe 6,5 Millionen Dollar konnte der Koreaner, Scotty Nguyen, bis jetzt in Turniereinnahmen verbuchen. Einmal gewann er bereits den Weltmeistertitel (1998), neben drei weiteren Bracelets der WSOP. 2005, im Short-Hand-No-Limit-Bewerb, Buy-In USD 5.000, als Doyle Brunson sein 10. Bracelet erringen konnte, erreichte er den dritten Platz. Sollte ihm heuer wiederum ein Sieg gelingen, kann er sich, mit den USD 10 Millionen, sicher noch einige weitere Goldketten leisten!

Mike Matusow 400 : 1 Mike Matosow wurde verdientermaßen mit dem Spitznamen „The Mouth“, das Großmaul, ausgezeichnet. Allerdings, neben seinen bekannten Ausschreitungen, ist er zweifelsohne auch als erstklassiger Pokerspieler bekannt. Im Vorjahr musste er allerdings den Final Talbe als Erster verlassen, kassierte für seinen 9. Platz aber trotzdem noch eine Million Dollar.

Michael Mizrachi 400 : 1 Michael Mizrachi, genannt „The Grinder“, was man entweder mit Zermalmer oder Fleischwolf übersetzen könnte, verbuchte in seiner kurzen Karriere USD 5,2 Millionen an Turniergewinnen. In diesem Jahr liegt er mit seinen Einnahmen an 3. Stelle. In den WSOP zwar noch erfolglos, konnte er in jüngster Vergangenheit jedoch 3 WPT-Titel erringen.

Sam Farha 400 : 1 Selten spielt Sam Farha in Turnieren, gehört aber zu den gefürchtetsten Opponenten im sogenannten Big Game im Golden Nugget. Vielleicht hält er sich von Turnieren deswegen fern, weil man vor einigen Jahren das Rauchen verboten hat. Jedenfalls hält er, sobald sein Auftritt im TV zu erleben ist, demonstrativ eine unangezündete Zigarette im Mundwinkel.