PAF Poker Challenge auf Åland

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Eine ganz neue Erfahrung im Rahmen meines jährlichen Tourkalenders bot sich mir am letzten Wochenende im April. Die finnische Gruppe PAF hatte mich zu ihrer Poker Challenge auf der kleinen autonomen Insel Äland eingeladen. Åland liegt in der baltischen See und bekam bereits in den 20iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgrund der schwedisch sprechenden Bevölkerungsmehrheit eine umfangreiche Autonomie von der finnischen Regierung zugesprochen. Åland selbst hat nur 26,000 Einwohner aber jährlich besuchen ca. 1 Million Touristen die Insel, um in den zoll- und steuerfreien Geschäften günstig einzukaufen oder ganz einfach einen idyllischen Urlaub zu verbringen.

Mit dem Flieger ging es zunächst erst mal nach Stockholm, um dann von dort mit einer kleinen Propellermaschine der Air Åland innerhalb von 25 Minuten nach Mariehamn, der Inselhauptstadt, transportiert zu werden. Schon auf der kurzen Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel kam mir spontan der Gedanke, dass dies hier eigentlich der ideale Ort sein müsste, um gestressten Managern aus den europäischen Metropolen ein Erholungszentrum der Extraklasse anzubieten. Die Insel selbst ist weit verzweigt mit zahlreichen Buchten und das einströmende Meer vermittelt die Illusion Dutzender kleiner Seen. Alles wirkt akkurat sauber und ordentlich, die höchsten Gebäude haben nicht mehr als 4 Stockwerke und der motorisierte Verkehr hält sich ebenfalls stark in Grenzen. Kurzum, der ideale Ort, um verbrauchte Batterien wieder neu aufzuladen. Im Rahmen des Autonomieprozesses war es auch möglich, dass ein ortsansässiges Unternehmen eine staatliche Casinolizenz erhielt und die Firma PAF wurde vor mehr als 40 Jahren geboren. Heute betreibt PAF ein Livecasino auf Åland, mehrere Casinos auf Fähren und Kreuzfahrtschiffen, ist Wett- und Casinoanbieter im Internet und hat einen Online-Pokerraum. Da PAF als gemeinnütziges Unternehmen seine Gewinne an die Gemeinschaft von Åland abführen muss, erkennt man überall auf der Insel die Handschrift der Firma. Das Sportstadium wurde ebenso wie das öffentliche Freibad mit Firmenmitteln errichtet.

Was mich zugegebenermaßen am meisten beeindruckte, war die herzliche Gastfreundschaft, mit der ich hier begrüßt wurde. Schon kurz nachdem ich im Hotel eincheckte, kam eine Einladung des Managements zum gemeinsamen Abendessen in einem nahegelegenen Spitzenrestaurant. Und hier wurde ich dann wie ein alter Freund empfangen und begrüßt. Auch in den kommenden Tagen erwies sich PAF als ausgesprochen großzügiger und hilfsbereiter Gastgeber. Ob es darum ging, meinen Rückflug umzudisponieren oder um das Arrangement von Freizeitaktivitäten, jeder Wunsch wurde mir förmlich von den Augen abgelesen.

Das Pokerturnier begann am Freitag gegen 18 Uhr. Es wurde No Limit Holdem gespielt, PAF garantierte ein Gesamtpreisgeld von 50.000.- EUR, wovon der Gewinner allein 25.000.- € behalten durfte. Insgesamt 57 Teilnehmer waren hier angetreten, vorwiegend ambitionierte Freizeitspieler aus Schweden, Finnland und natürlich auch von der Insel. Als zusätzlichen Anreiz hatte die Organisation noch eine Kopfgeldprämie auf mich, „Bounty“ genannt, ausgesetzt. Im Klartext bedeutete dies, dass derjenige Spieler, welcher mich aus dem Turnier eliminiert, eine Extraprämie in Höhe von 300.- EUR erhält. Dementsprechend hoch war natürlich das Interesse meiner Mitbewerber am Pot, wann immer ich mich am Spiel beteiligte. Die Zeitstruktur und der Anstieg der Blinds waren moderat gewählt, da die Veranstaltung für 2 volle Spieltage geplant war. Dealer und Floorleute arbeiteten hochprofessionell und konzentriert, der gute Ausbildungsstandard war nicht zu übersehen.

Angesichts dieser Rahmenbedingungen sollte es doch ein Leichtes sein, mit einem Turniersieg und 25.000.- EUR in der Tasche die Rückreise anzutreten. Aber leider hatte sich meine Glücksfee wohl schon am Stockholmer Flughafen zu einer Sightseeing Tour entschlossen, die Qualität meiner Hände wies mir die Rolle des unbezahlten Statisten zu. Erschwerend machte sich noch der Umstand bemerkbar, dass jegliche Klauversuche von übereifrigen „Bountyjägern“ schon im Ansatz vereitelt wurden. Innerhalb von 2 Stunden stellte ich meinen Spielstil auf extrem tight um. Das grundsätzliche Problem bei allen Turnieren ist, dass man zunächst mal 2 bis 3 Hände über Showdown gewinnen muss, um sich erstens etwas Respekt am Tisch zu erarbeiten und zweitens eine Chipposition aufbauen zu können, die allein von der Höhe her eine fundamentale Bedrohung für den Mitspieler darstellt. Gelingt dies nicht, ist jeder Kampf um einen Platz am Finaltisch aussichtslos.

Endlich, nach 7 Stunden geduldigen Wartens und dem Verlust meines halben Tablestakes, sehe ich meine Chance in Form von AsKönig kommen. Ich raise bei 400/200 Blinds auf 1400 und werde nur vom Big Blind gecallt. Der Flop bringt As Bube 6 und ich denke nur noch darüber nach, wie ich mich wohl am Besten an meinem Gegner aufdoppeln kann. Nachdem er checkt, checke ich zur Sicherheit erst einmal mit, man will ja schließlich keine Kunden vertreiben. Der Turn ist eine Dame, er checkt wieder und jetzt spiele ich dann etwas verhalten 2.000 an, was mein Gegner mit einem All in raise beantwortet. Das Gefühl in meinem Magen wird zwar etwas flauer, aber ich habe nur noch 2.400 an Jetons übrig und schließlich wollte ich mich doch aufdoppeln, oder? Zeitgleich mit meinem Call drehe ich für den Showdown meine Hand um. Mit leicht triumphierendem Lächeln zeigt er As Bube, er hat also die Top 2 Paar geflopt. Immerhin, mir bleiben noch 10 outs (3 Könige, 3 Damen und 4 Zehner) zum Gewinn der Hand, doch der River bringt eine 6 und ich bin draußen. Mit den Worten, „Glückwunsch, Du hast soeben einen Bounty gewonnen“, verabschiede ich mich von meinem Gegner und geselle mich etwas enttäuscht zum deutschen Management der PAF Gruppe, die bereits an der Bar ausführliche Analysen des Spielverlaufes vornehmen.

Auch wenn mein Turnierscore etwas mager ausfällt, der Ausflug nach Åland, die neuen Impressionen und die tolle Gastfreundschaft machen die Reise insgesamt zu einem großartigen Erlebnis. Frei nach Laotse: Manchmal ist eben der Weg das Ziel.er Michael