Omaha – nur für’s unschlagbare Blatt kaufen

Ein Artikel von Alex Lauzon

Kürzlich habe ich einige Emails mit der Bitte erhalten, etwas mehr über Omaha zu schreiben. Gerne! Sollten Sie mit Omaha noch gar nicht vertraut sein, so lesen Sie hier Pokerakademie über die Spielregeln sowie Informationen zur Basisstrategie.

In Omaha erhalten Sie vier, und nicht wie in Hold’em zwei, Anfangskarten. Von diesen vier Karten müssen Sie jedoch zwei für Ihr endgültiges Blatt einsetzen – und zwar verbindlich! Aus vier Karten ergeben sich sechs verschiedene Zweierkombinationen. Haben Sie fünf Gegner vor sich, halten diese somit insgesamt dreißig verschiedene Kombination in der Hand. Können Sie sich vorstellen, dass unter dieser Voraussetzung, immer irgend jemand das passende Blatt zum Board hält?

Als spielbare Anfangskarten wählen Sie grundsätzlich die aus, die Ihnen die meisten Verbesserungsmöglichkeiten einräumen. Karten, die alle in dieser oder jener Form zusammenpassen. Ein paar Asse alleine, sagen wir, mit 8 und 3 in jeweils verschiedenen Farben, ist ein wirklich schwaches Blatt. Sie haben keine Chance auf ein Flush, nur eine einzige, bescheidene Möglichkeit zur Straße. Sie sind also von einem dritten Ass im Board abhängig und ein Full House haben Sie nur dann, wenn sich am Tisch ein Paar zeigt. Selten, meist nur gegen einen einzigen, isolierten Gegner, ist so ein Blatt spielbar.

Doch nun zum Beispiel, wann es sich lohnt, auf den Turn oder River Geld zu investieren. Nehmen wir an, Sie spielen folgende Hole Cards:

Ad – Kc – 3d – 3c

Sie haben zwei Chancen auf ein Flush mit jeweils gutem Kicker, dazu gesellt sich die Möglichkeit auf eine weitere 3 und einige Kombinationen, in denen die beiden Hochkarten, A und K, hilfreich sind. Sie haben vier Gegner und es folgt der Flop:

Qc – Qs – 6c

Ungeachtet des Limits, dieser Flop ist bedrohlich! Ein Paar am Tisch zeigt die Gefahr eines Full House an. In Omaha verwenden wir gerne den Ausspruch: Was immer möglich ist, ist auch wahrscheinlich! Ihre Gegner halten 16 Karten in Händen. Das ist mehr als ein Drittel des unbekannten Restpakets. Hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter diesen 16 Karten eine der beiden verfügbaren Damen befindet. Durchaus möglich ist ein Paar Sechsen. Gibt es noch kein Full House, so könnte eine der beiden nachfolgenden Karten sehr leicht eines formen.

Und worüber verfügen Sie? Eine Möglichkeit zum Flush mit König hoch! Die Hintertürstraße mit J und 10 können wir gänzlich außer acht lassen. Die Potquoten können niemals hoch genug sein, dass Sie auf Ihre Kaufchance investieren, wenn Sie, trotz gutem Kaufs, sehr leicht von einem Full geschlagen werden könnten! Sobald ein Einsatz fällt, ist Passen das einzig Vernünftige.

Wäre der Flop folgender, würde sich natürlich ein Einsatz lohnen:

Qd – 6s – 5d

Hier verfügen Sie über eine gute Chance, das beste Blatt zu kaufen. Jedes Karo, mit Ausnahme von 6d, bringt Ihnen, zum gegebenen Zeitpunkt, das absolut beste Blatt. Eine Erhöhung ist sogar anzuraten, um eventuell vorhandene Paare (Q, 6, 5) aus dem Pot zu drängen.

Nehmen wir nun an, am Turn fällt eine Q oder eine 5!

Ist es Ihnen am Flop gelungen, einen einzigen Gegner zu isolieren, dann können Sie, mit entsprechender Vorsicht und unter Kalkulation der Quoten, weiterspielen. Sie können einen Bluff versuchen. Sind jedoch alle vier Gegner im Pot geblieben, dann stehen Sie vor genau der gleichen Konfrontation wie im vorangegangenen Beispiel. Sobald ein Einsatz fällt, wäre Passen das einzig Richtige.

Bringt der Turn jedoch 6d, ist ein weiterer Einsatz zu rechtfertigen, da Sie über Ihr Flush somit bereits verfügen. Natürlich ist es, mehrere Gegner vorausgesetzt, ratsam, vorerst zu checken, um einem vorhandenen Full House keine Möglichkeit zum Erhöhen einzuräumen. Sehen Sie sich jedoch seitens zweier Gegner mit Raise und Reraise konfrontiert, müssten Sie letztendlich das Schlimmste befürchten; es sei denn, es handelt sich bei beiden Spielern um aggressive Bluffer. Doch solche Situationen finden sich in Omaha wesentlich seltener als in Hold’em. Auf Grund der hohen Wahrscheinlichkeit von passenden Karten, wird, zumindest in Multiway-Pots (mehrere Beteiligte), nur sehr selten geblufft.

Sehr oft wird in Omaha das Risiko unterschätzt, mit einem Full House gegen ein höheres zu verlieren. Nehmen wir an, Ihre eigenen Karten sind:

8d – 7c – 6d – 4c

Am Tisch liegt:

As – 7d – 6h – Kh – 7h

In diesem Fall verlieren Sie gegen: A – A, K – K, A – 7, K – 7. Bei vorgegebenem Limit, wäre es nicht unbedingt falsch, einer Erhöhung zu folgen, es sei denn, sie wird von einem extrem verhaltenen Spieler gebracht. Ohne weiteres könnte jemand einen Bluff versuchen oder auf sein Flush vertrauen. Erhöht in dieser Situation jemand um den ganzen Pot (Pot-Limit), müssten Sie jedoch mit dem Allerschlimmsten rechnen.

Wären Sie bei diesem Board überhaupt noch im Spiel?

Betrachten Sie zuerst den Flop! Sie kaufen zum, möglicherweise, zweitbesten Blatt. Passen wäre in diesem Fall bereits ins Kalkül zu ziehen. Sobald sich aber der König am Turn zeigt, verdoppelt sich das Risiko. Nur vier Outs zählen Sie, um Ihr Full House zu kaufen. Die Chance ist nicht höher als 10 zu 1. D. h., zu 90% ist Ihr Einsatz verloren. Sollten Sie jedoch die 7 oder 6 kaufen, dann könnte eine Konfrontation noch um vieles mehr kosten.

Omaha kann ein sehr profitables Spiel sein, wenn wir Gegner vor uns haben, die ihr Spiel zu sehr ihrer Erfahrung in Hold’em anpassen. Eine dritte Karte zum Taschenpaar, ist in Hold’em ein fast sicherer Sieger. Nicht jedoch in Omaha. Ein Flush mit zwei niedrigen Karten wird in Hold’em nur selten geschlagen. Anders in Omaha. Sobald sich drei Karten gleicher Farbe am Tisch zeigen, können Sie vom Vorhandensein eines Flushs auch mit enorm hoher Wahrscheinlichkeit ausgehen. Wie gesagt: Was immer möglich ist, ist auch wahrscheinlich!

Lassen Sie mich also abschließend den guten gemeinten Rat äußern, erst langsam und mit niedrigen Einsätzen Erfahrung sammeln, Begegnungen analysieren, mit Simulatoren experimentieren, bevor sie richtiges Geld investieren. Und achten Sie bei Ihren Gegnern ganz besonders darauf, ob sie sich als geübte Omaha-Spieler beweisen oder ob sich Anzeichen finden, dass sie Ihr Blatt so spielen, wie sie es von Hold’em her gewohnt sind.

Ich wünsche gutes Gelingen.

Euer Alex Lauzon