Einkommensteuer für Turniergewinne!

Ein Artikel von Alex Lauzon

Sie erinnern sich an Joe Hachem, den stolzer Gewinner des Hauptbewerbes der World Series of Poker 2005? Sie erinnern sich an den ansehnlichen Berg von Dollarnoten, die vor ihm aufgestapelt waren? $ 7.500.000 – in bar! Die Anerkennung dafür, 5.618 Gegner hinter sich gelassen zu haben. Er selbst, so wie alle anderen, investierten $ 10.000 in dieses Abenteuer. Und für Joe Hachem hat es sich gelohnt! Ein Titel, ein Armband und viel, viel Geld!
Joe Hachem ist Staatsbürger von Australien. Und nun informiert uns die australische Tageszeitung, Herald Sun, dass die dortigen Finanzbehörden entschieden haben, Hachems, im Pokerturnier erzielten, Einnahmen nicht zu besteuern. Die offizielle Erklärung: sein Beruf sei „Mortgage Broker“ – Hypothekenvermittler, und somit handle es sich bei den siebeneinhalb Millionen nicht um berufliche Einnahmen, sondern um solche, die einem Hobby entstammen! Eine durchaus faire Entscheidung, da schließlich Verluste auf dem Pokertisch keineswegs als Absetzbeträge in der Steuererklärung gewertet werden.

Doch, wenn wir den Beitrag von Herald Sun weiterlesen, erfahren wir etwas, womit die meisten von uns keineswegs rechnen würden.
Die World Series of Poker werden im Bundesstaat Nevada der Vereinigten Staaten von Amerika ausgetragen! Glücksspiel, und um so mehr natürlich Poker, ist in diesem, so wie in vielen anderen Bundesstaaten, völlig legal. Wir erinnern uns mit Freuden an alt bekannte Schlagworte, die uns im Zusammenhang mit dem gelobten Land, Amerika, spontan in den Sinn kommen: Land der Freiheit, Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Vorbild des Demokratischen Systems!

Die erste Instanz, der unbegrenzte Möglichkeiten zur Verfügung stehen, ist offensichtlich die amerikanische Finanzbehörde!

Das von Australien berücksichtige Einkommen Hachems entsprach gar nicht mehr $ 7,5 Millionen, sondern bloß $ 5,25 Millionen! Und wohin sind die $ 2,25 Millionen Differenz verschwunden? In die Kassen der amerikanischen Steuereintreiber!

In den USA sind alle Einnahmen zu versteuern – und somit auch Gewinne am Pokertisch! (Übrigens, auch Gewinne, die reinem Glücksspiel entstammen, wie Roulette, Black Jack oder Automatenspiel, sind in den USA voll steuerpflichtig!) Wird auf amerikanischem Boden ein internationaler Wettbewerb ausgetragen, so hat – wie wir nun lernen – jeder Gewinner, ungeachtet ob er in Amerika lebt oder nur zwecks Teilnahme an diesem Bewerb ins Land reist, der amerikanischen Obrigkeit sein Tribut zu entrichten.

Spielen wir Poker, so kalkulieren wir in Prozentpunkten! Um sich langfristig zu den Gewinnern zu zählen, ist es notwendig, den Gegnern um so viel an Geschick überlegen zu sein, um die immer fällige Hausgebühr – im Ring-Game „Rake“ genannt – zu überwinden. Erst darüber hinweg erzielen wir Gewinn! (Natürlich müssen wir allfällige Reisespesen ebenso berücksichtigen.)

In einer in den USA durchgeführten Steuererklärung mögen die Buy-ins, die in den USA entrichtet worden sind, absetzbar sein. Doch was passiert mit den Nenngebühren, die in anderen Ländern entrichtet worden sind? Ein Spieler aus Europa wird wohl öfter an europäischen Turnieren teilnehmen als an amerikanischen!

Es mag rechtfertigbar sein, dass ein professioneller amerikanischer Pokerspieler für seine beruflichen Einnahmen ebenso Steuern zu zahlen hat wie jeder andere Bürger des Landes. Doch wie lässt sich erklären, dass Ausländer, die nichts von dem in Anspruch nehmen, was vom amerikansichen Steuerbudget finanziert wird, die sich bloß auf wenige Tage in diesem Land aufhalten, in gleicher Weise zur Kasse gebeten werden? Der Reisende bringt, wie jeder Tourist, Devisen ins Land. Er zahlt die Flughafengebühren, die Hotelrechnung, er begleicht seine Zechen in Restaurants und Bars, gibt Trinkgeld, kauft möglicherweise noch einige Souvenirs. Er entrichtet die Nenngebühr mit Geld, das er von irgend woher nach Amerika bringt. All dies sollte als wirtschaftlich begrüßenswert respektiert werden. Gelingt es diesem ausländischen Gast nun, sich in die Geldpreise zu spielen, wird er nochmals geschröpft – und zwar mit 30% seiner Einnahmen!

Die Veranstalter von Turnieren heben üblicherweise eine Hausgebühr von etwa 8% – und oft weniger – ein. Mit diesen 8% werden die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, die Tische, die Chips und Spielkarten, die Dealer und anderes Personal wird bezahlt. All dies wird mit 8% finanziert. Und am Ende kommt der Fiskus und verlangt 30%!

Was könnte man dazu noch sagen?

Willkommen im Land der ungebrenzten Möglichkeiten! God Bless America!

Euer Alex Lauzon