Der ultimate Las Vegas Test (2)

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
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Traditioneller Casino-Eingang aus früheren Zeiten Zurück im Casino, diesmal durch den Vordereingang, bin ich wieder der Armee von Spielautomaten und Spieltischen ausgeliefert. Wie die Geräte auch immer heißen mögen, Double-Diamond, Triple Lucky, Triple Double Bonus Poker, Spin Poker, Joker Deluxe, Super Double Bonus, Deuces Wild, um nur ein paar Geräte aus der Classic Slots Area zu nennen, so findet man im „El Cortez“ selbstverständlich auch die neuesten, und derzeit sehr groß in Mode gekommenen, Video-Slotmachines, die teilweise völlig ohne Münzeinwurf, d.h. nur mit Ticket-In und Ticket-Out, respektive Geldschein-Einzug funktionieren. Um hier nur ein paar Typen zu nennen, die uns auch in Europa geläufig sind, so findet man hier Geräte wie Texas Tea, I dream of Jeanny, Big Tipper, Cleopatra, Unicorn, Frog Prince und viele andere. Ich schätze, alleine im „El Cortez“ befinden sich 2.000 Spielautomaten, welches wohl ein mehrfaches dessen ist, was wir in den meisten Bundesländern von Deutschland insgesamt an Geräten in den Spielbanken finden.

Die Tisch-Spiele sind in 2 Pits angeordnet, zu einmal 6 Tischen, wo es mehrheitlich Craps- und Mini Baccarat-Tische sind, und dann, im großen Pit, habe ich 18 Tische zählen können, wo wir diverse Varianten Black Jack-Tische sehen, aber auch 3-Card-Poker, Mini Baccarat und natürlich Roulette.
Die Würfeltische sind wohl das, was wir in Europa an den Roulette-Tischen erleben, und gelten nebst Black Jack als beliebtestes Spiel. Das „El Cortez“ bietet bei Craps auf der Pass Line Wette sagenhafte 10x Odds an, was dem Spieler einen Netto-Nachteil von geringen 0,18% bringt. Natürlich kann man sagen, dass man dennoch im Minus ist und dass man somit nicht gewinnen kann. Nun, zum einen hat man sicher recht, aber davon lebt ja ein Casino. Wichtig zu verstehen ist einfach, dass man je länger spielen kann, desto geringer der Hausvorteil ist. Und je länger man spielen kann, desto größer ist der Spaßfaktor. Je kleiner der Einsatz und geringer der Hausvorteil, desto besser eigentlich, sowohl für das Casino, wie auch für den Spieler, denn das Spiel kann so immer weiterlaufen, und das Casino wie auch der Spieler bleiben in Action.

Beim Black Jack habe ich Single-Deck Spiele gesehen, die allerdings mit 2 Decks gespielt werden. Während ein Spiel läuft, mischt die Maschine das andere Deck, damit hier keine Zeit verschwendet wird. Je mehr Spiele pro Stunde, desto besser für das Haus. Allerdings sei anzufügen, dass ich nur gerade 3x Karten bekommen habe, bevor der Croupier die restlichen Karten zurück in die Maschine geschoben hat und das frische Deck entnommen hat. Kartenzähler haben hier also keine Chance, weil bestenfalls einmal die Hälfte der Karten des 52er-Decks überhaupt zum Einsatz kommen. Dieses Single-Deck-Spiel wäre in einer Spielbank mit hohem Volumen pro Tisch undenkbar, weil wir gerade einmal eine Hand bekommen würden und der Croupier dann schon wieder die Karten austauschen würde. Im „El Cortez“, sowie in vielen anderen Vegas Casinos ist dies jedoch machbar, weil man sehr viele Tische zur Auswahl hat, wo häufig nur 1-2 Spieler sitzen.

Neben diesen traditionellen Spielen, die dem Leser geläufig sein dürften, bietet das „El Cortez“ auch noch einen kleinen Poker Room an, in dem man Texas Hold’em und 7-Card Stud auf enorm tiefem Limit spielen kann. Das Limit, welches hier angeboten wird, ist 1-3 Dollar Texas Hold’em, mit der Option auf 1-6 Dollar Limit bei der letzten Karte. Dasselbe Limit gilt für 7-Card Stud: 1-3 Limit und 1-6 Dollar Limit bei der letzten Wettrunde. Der Poker Room besteht aus vier Tischen, wobei ich maximal drei Tische in Action gesehen habe, allerdings zwei Tische schon morgens um 10 Uhr. Man kann davon ausgehen, dass im „El Cortez“ mindestens ein Tisch rund um die Uhr läuft und der zweite Tisch morgens um 8 Uhr bereits genügend Spieler anzieht, dass er dann bis spät in die Nacht hinein läuft.

Valet-Einfahrt und Casino Haupt Einfahrt Während am Las Vegas Strip viele Casinos Keno aus dem Arsenal genommen und ersetzt haben, wird hier noch rege Keno gespielt. Die Keno Lounge befindet sich in der Nähe des Coffee Shops, der den legendären Namen „Careful Kitty’s Cafe“ trägt. Die Keno Lounge hat insgesamt 45 Sitzplätze und maximal 9 Schalter, wo man die Einzahlungen für neue Spiele machen kann. Der Mindesteinsatz für ein einziges Spiel beträgt 95 Cents.

Die anderen Spiele, wie Roulette, Craps, Black Jack usw. haben ebenfalls recht niedrige Tisch-Minimums: 3 bis 5 Dollar Mindest-Einsatz für Black Jack und die anderen Kartentische, sowie auch für Craps. Am Roulette wird auf Wunsch sogar noch niedriger gespielt. Der Mindesteinsatz beim Roulette beträgt 2 Dollar, die man auf 8 Chancen verteilen kann. Das heißt, man kann hier mit 25-Cent Chips spielen, wobei der Minimum-Buy-In 5 Dollar beträgt. Das sind 20 Chips, also eine Stange (1 Stack). Dementsprechend niedrig ist auch der Höchsteinsatz. Mehr als 1.000 Dollar wird beim Roulette auf die einfachen Chancen nur auf spezielles Einverständnis vom Management gestattet. Standardmäßig ist 1.000 Dollar auf die einfachen Chancen Maximal-Einsatz und auf die Nummer (Straight-Up) wird etwas anders gerechnet. Hier ist nur der Maximal Pay-Out angegeben, der bei meinem Besuch 4.500 Dollar beträgt. Meine 5 Dollar habe ich schnell verloren, 2x falsch geraten: Als ich versucht habe, die kleinen Nummern mit 10 Chips a 25 Cents (haha) abzudecken, fällt die Kugel in die 34. Und als ich es noch einmal mit kleinen Nummern versuche, da erscheint die 29. Soviel zu meinem Glück.

Doch das „El Cortez“ bietet noch viel mehr, als nur Zocken ohne Ende:

Beispielsweise bietet sich hier die Gelegenheit für einen Haarschnitt im Barber Salon, gleich im Casino selbst! Bei der Hotel-Rezeption befindet sich eine Wendeltreppe, die noch an die Zeiten zurückerinnert, als es keine Fahrstühle gab und als das Casino nur gerade 2 Etagen hatte. Im 2. Stock befindet sich das Executive Bureau, wo das obere Management seinen Sitz hat und in dem spezielle Gäste begrüßt werden. Ein kurzer Blick in dieses Büro zeigt einen Zeitsprung in die Vergangenheit ganz besonderer Art. Fast einem Museum gleichzusetzen, so findet man hier Bilder und Photos aus vergangenen Zeiten, als das „El Cortez“ als eines der Haupt-Attraktionen von Las Vegas galt. Ich werde versuchen, nach dem Interview, welches ich mit Rick Ronza, dem Manager für Slot-Operations vereinbart habe (siehe unten), einen Blick in dieses Executive Büro werfen zu können. Vielleicht bietet sich da die eine oder andere Gelegenheit für ein paar Photos.

Auf demselben Stockwerk befindet sich der Barber-Salon, wo man für 15 Dollar einen Haarschnitt bekommt. Reservierungen werden gerne telephonisch entgegengenommen, doch „Walk-Ins“ sind ebenfalls herzlich willkommen.

Zurück auf dem Casino-Level, werfe ich einen kurzen Blick auf den Players Club, der im „El Cortez“ ganz cool die Aufschrift „Player Services“ trägt. Der Players Club befindet sich im mittleren Bereich des Haupt-Casino-Tracks und ist sehr einfach zu finden. Hier registriert man sich für den Club und bezieht eventuelle Ersatzkarten, sofern man seine eigene Karte im Eifer des Spieles irgendwo in einem Gerät stecken gelassen hat. Darüber hinaus kann man hier seine Punkte gegen Waren, T-Shirts, Jacken und dergleichen, oder gegen Geld eintauschen und sonstige Coupons einlösen. Pro 2.500 Punkte, die man eingespielt hat, egal, ob man gewinnt oder verliert, kann man 5 Dollar Cash-Back bekommen. Oder, was die meisten Besucher im „El Cortez“ vorziehen, man verwendet die Punkte für die Besuche im Restaurant, denn hier zählen die Punkte doppelt. Das heißt, für 2.500 Punkte kann man in Roberta’s Steak House oder im Coffee Shop für 10 Dollar konsumieren. Selbstverständlich kann man aufkumulieren. Je mehr Punkte, desto mehr Cash-Back respektive Gratis-Essen. Außerdem befindet sich direkt innerhalb des Player Services ein Karussell mit Slotmaschinen, die ausschließlich für tägliche Gratis-Slot-Tournaments verwendet werden. Registrierung und Start des Turniers wird über den Players Club getätigt.

Wie die meisten anderen Casinos, so gibt es auch im „El Cortez“ eines jener All-You-Can-Eat-Buffets.

Frühstücksbüffet im El Cortez Dieses wird jedoch nur wenig genutzt. Die Gäste des „El Cortez“ ziehen offenbar persönlichen Service vor und speisen entweder im Coffee Shop (Careful Katty’s Cafe), in Roberta’s (Steak-House) oder im China Restaurant. Jeden Tag ab 16 Uhr kann man für 8,99 Dollar ein Chinesisches Büffet besuchen. Das Frühstücksbüffet kostet 5,99 Dollar, plus Tax, Getränke sind inbegriffen. Als ich um 9.30 Uhr am Frühstücksbuffet sitze, welches hier „Express“ genannt wird, befinden sich gerade einmal 5 verschiedene Gruppen an den insgesamt rund 30 verfügbaren Tischen. Ein Privatbuffet in Las Vegas zu genießen, so etwas ist wohl eher einzigartig. Wer vergleichsweise dazu in einem jener Massen-Buffets bei Circus-Circus oder im Aladdin essen geht, zahlt nicht nur mindestens das Doppelte, sondern hat auch mindestens die 5-fache Auswahl an Speisen, aber auch mindestens das 20-50fache an Menschenmasse, die gleichzeitig gerade hier isst. Dies sind alles Aspekte, die man bedenken sollte, wenn man sich irgendwann einmal für eine Reise nach Las Vegas entscheidet. Für den Action-Besucher ist der Strip sehr geeignet und bietet eine unglaubliche Show besonderer Art, während diejenigen unter den Lesern, die es lieber etwas ruhiger und gemütlicher haben möchten, im Downtown voll auf ihre Kosten kommen.

El Cortez rechts, hinten in der Verlängerung <br>Fremont Experience Ich mache noch einen Abstecher in den Seitenflügel des Casinos, wo ich eine Menge weiterer Spielautomaten erblicke, darunter meinen persönlichen Favoriten, den Double-Double-Bonus Poker, von der Firma IGT. Das schöne an diesem Gerät ist, dass man Ticket-In/Ticket-Out Modus spielt, was bedeutet, dass man keine Münzeimer herumzuschleppen hat, wenn man einen kleinen Jackpot gewinnt. Nach Betätigung des Cash-Out Knopfes wird ein Ticket gedruckt, welches man entweder in jeden beliebigen anderen Spielautomaten schieben kann und dort entsprechendes Guthaben bekommt, oder man geht zum nächsten Change Booth und lässt sich Bargeld für das Ticket geben.

Ebenfalls gibt es bereits die ersten Ticket-In/Cash-Out Automaten, die früher oder später wohl die letzten Arbeitsplätze in den Casinos abgelöst haben werden. Hier kann man sich das Geld von einem Automaten auszahlen lassen. Doch ich ziehe noch immer den persönlichen Kontakt an einem der Geldschalter vor. Und heute habe ich Glück: Nach einem Einsatz von 10 Dollar, wo leider nichts kam, spiele ich noch einmal mit weiteren 10 Dollar. Und nun kommt die schöne Vorlage: Dreimal eine 3, und das heißt, dass ich meinen Einsatz von 5×25 Cents (Quarters) bereits mindestens verdreifacht habe. Aber ich habe immer noch die Chance, dass die letzte 3 kommt, was mir einen 4-of-a-kind gibt, oder ein Pärchen, was mir ein Full-House geben würde, und somit 45 Münzen Gewinn, oder im Idealfall, was eben die Besonderheit dieser Double-Double-Bonus Geräte ist, ein kleiner Vierling mit „Kicker“, wie man so schön sagt. Poker mit 2ern, 3ern oder 4ern mit einem Kicker, der entweder As, 2, 3, respektive 4 ist, gewinnt 800 Quarters, also 200 Dollar. Und diese Kombination erschien heute morgen gleich zweimal für mich. Yessss! Welch ein Start in den Tag, gleich einmal fast 400 Dollar Reingewinn, ehe ich mit meinem Rundgang durch die Stadt beginnen konnte.

So macht Las Vegas Spaß, das können Sie mir ruhig glauben. Stolz wie Oscar und überglücklich über den unerwarteten Jackpot nehme ich meine Gewinn-Tickets und marschiere schnurgerade zum nächsten Geldwechsel-Schalter. Eine freundliche Asiatin, die mich außerordentlich hübsch anlächelt und mir zum Gewinn gratuliert (offenbar ist ein 400 Dollar Gewinn nicht alltäglich und gilt schon eher als hoch), händigt mir meinem Gewinn aus und ich gebe ihr im Gegenzug einen Dollar Trinkgeld – aber sie mir leider nicht ihre Telefon-Nummer. Damit muss man wohl leben hier in Las Vegas. Es ist alles Schein, und sowieso, es dreht sich alles nur ums liebe Geld. Wo denn nicht, oder? Und sowieso im Casino. Das kennen wir ja bereits.

Überdimensionierte Parkgarage, damit jeder Besucher <br>seinen Gratis-Parkplatz bekommt Anschließend ist mein Rundgang durch das „El Cortez“ fürs erste beendet. Ich mache noch ein paar Außenaufnahmen, da heute ein weiterer wolkenloser und warmer Spätsommertag geradezu zu einem Spaziergang durch die Sonne einlädt. Auf dem Weg durch die Straßen von Downtown, Las Vegas, passiere ich einen Barber Shop, und da ich keine weiteren Pläne für heute habe, lasse ich mir hier von einem 70jährigen Pensionierten meine Haare schneiden. 10 Dollar und 2 Dollar Trinkgeld, sowie ein sehr nettes Gespräch mit jemandem, der sein ganzes Leben in Las Vegas verbracht hat und keine einzige Minute seines Lebens bereut, hat mir neue Einblicke in das Leben eines Las Vegas Einwohners gegeben. Wertvolle Einblicke und Erkenntnisse, aber auch die Tatsache, dass man als Bewohner von Sin City nicht spielen sollte, wenn man hier sorgenlos alt werden möchte. Zu viele Existenzen wurden hier ruiniert, Menschen haben die Stadt verlassen müssen, weil sie den Druck nicht mehr ausgehalten haben, der sie hier ständig umgeben hat. Aber wer die Disziplin hat, den Armeen von Slotmaschinen und Black Jack-Tischen widerstehen zu können, für den ist Las Vegas eine ganz nette Stadt, wo man für vergleichsweise wenig Geld sehr viel Lebensqualität bekommen kann. So jedenfalls die Aussage dieses Frisörs, der mir einen Tipp besonderer Art mitgegeben hat, worüber ich vielleicht in einem der folgenden Berichte schreiben werde.