Paul Gauselmann seit 60 Jahren in der Automatenwirtschaft tätig

Er formte nicht nur die Gauselmann Gruppe vom Ein-Mann-Betrieb zum internationalen Konzern, er prägte auch die gesamte Automatenwirtschaft wie kein Zweiter, ohne jemals die Zukunft des „Spiels mit und um kleines Geld“ aus dem Blick zu verlieren: Paul Gauselmann! Am 12. März jährt sich sein Einstieg in die Automatenbranche zum 60. Mal.

Espelkamp. Vor 60 Jahren, im Jahr 1956, die Bundesrepublik Deutschland war noch jung, das „Wirtschaftswunder“ nahm an Fahrt auf und der Kanzler hieß Konrad Adenauer, wechselte ein junger Mann beruflich in die Automatenwirtschaft und prägte sie wie kein anderer vor ihm und wahrscheinlich auch niemand mehr nach ihm.

Der junge – schon verheiratete – Mann war der damals 21-jährige Paul Gauselmann, bereits Vater von zwei Kindern und der jüngste Revisor der Firma „Telefonbau und Normalzeit“ (T+N) mit einem eigenen Bezirk um Lengerich mit Firmen VW und Personalverantwortung für zwei Monteure. Doch ein Kollege von einer Automatenfirma erzählte ihm seinerzeit, dass man in der Automatenbrache mit 600,- Mark im Monat fast das doppelte als in seinem damaligen Job verdienen könne. Paul Gauselmann war Feuer und Flamme, eine Eigenschaft, die ihn bis heute begleitet und leitet.

So wechselte er dann am 12. März 1956 als Techniker zum Generalimporteur für amerikanische Wurlitzer-Musikboxen nach Coesfeld nahe Münster, wo Paul Gauselmann auf Anhieb zwar wesentlich mehr verdiente, aber auch das Vielfache an Einsatz bringen musste und das in einem Niveauumfeld, was auf Dauer für ihn unzumutbar erschien. Dennoch, in seiner knappen Freizeit nahm sich Paul Gauselmann jede freie Minute, um an seinen eigenen Ideen zu arbeiten. Und das mit Erfolg: Die Entwicklung einer Fernwahlbox mit Telefonwahlscheibe für eine deutsche Musikbox-Produktion, die es bis dahin nur bei amerikanischen Musikboxen gab, sollte ihn in die Industrie Entwicklung nach Espelkamp zur Firma Harting bringen, die als eine von zwei Firmen in Deutschland Musikboxen herstellten (Symphonie 80) und zwar für die damals allein vertreibende Firma Bergman (Hamburg), und für das weitere berufliche Fortkommen des jungen Technikers der prägende Anfang für die gesamte Zukunft sein.

1957 wagte Paul Gauselmann einen weiteren entscheidenden Schritt in seinem Leben, indem er zusätzlich zu seinen regulären 48 Stundenwochen mit 17 Bergmann-/Harting-Musikboxen und 100.000 D-Mark quergeschriebenem Wechsel bei 2.000 DM Eigenkapital nebenberuflich eine Tätigkeit als Musikautomatenaufsteller in umliegenden Gaststätten begann. Der Grundstein für die Firmengruppe Gauselmann sowie 10 Jahre später seine Verbandskarriere war gelegt.

Diese einmalige Verbandskarriere begann vor 50 Jahren, ebenfalls im März, als Paul Gauselmann erstmalig in den Vorstand des Deutschen Automaten-Verbandes (DAV) gewählt wurde. Damals beriefen ihn die Mitglieder des DAV einstimmig zum Schriftführer.

Fünf Jahre später, am 22. April 1971, wurde Paul Gauselmann dann neuer stellvertretender Präsident des ZOA, dem Bundesverband der Aufstellunternehmer und einige Wochen später Vorsitzender des DAV. Somit wirkt er seit fast 40 Jahren in der Automatenwirtschaft als „Präsident“.

Mit der unternehmerischen Entscheidung, in den siebziger Jahren, selbst Geldspielgeräte zu entwickeln und zu produzieren, änderte sich auch sein verbandspolitisches Engagement. Mit der Zulassung seines ersten eigenen Geldspielgerätes, dem Merkur B, vor 40 Jahren, vollzog Paul Gauselmann den Schritt vom Aufsteller und Großhändler hin zum Produzenten und damit zur Industrie.

„Ich habe schon früh erkannt, dass man nicht nur unternehmerisch mit ganzer Kraft engagiert sein musste um Erfolg zu haben, sondern man auch eine entsprechende Interessenvertretung benötigt, schließlich bestimmen Bundes- und Landespolitik den Rahmen unseres gewerblichen Spieles. Daher war mein nächster Schritt in Sachen öffentliches Engagement beim Verband der Deutschen Automatenindustrie e. V. (VDAI) seinerzeit nur folgerichtig“, führt Paul Gauselmann aus. Hier übernahm er dann vor 35 Jahren, im Mai 1981, den Vorsitz des VDAI, welchen er auch noch heute innehat und mit großer Leidenschaft zum Wohle der gesamten Automatenwirtschaft immer noch ausfüllt.

Es gibt wohl kaum einen weiteren Unternehmer in Deutschland, der sich über einen so langen Zeitraum erfolgreich für die Belange seiner Branche mit heute rund 70.000 Arbeitsplätzen einsetzt und so viel für sie erreicht hat. Dabei setzt sich Paul Gauselmann immer für einen verantwortlichen und weitsichtigen Dialog mit Politik und Gesellschaft ein. Bei allen Problemen behält er stets einen kühlen Kopf. Seine Erfolge für die Branche sind dabei zum einen seinen guten politischen Kontakten zu verdanken und zum anderen der Entschlossenheit im Zweifel auch erfolgreich Prozesse bis hin zum EuGH zu führen.

Grundsätzlich folgt er der Devise, dass man sich auch in schwierigen Zeiten nie unterkriegen lassen soll: Bei genauer Betrachtung ist nichts so negativ, als dass es nicht noch etwas Positives hätte, so sein Credo.

Von vielen Aktivitäten, die Paul Gauselmann in seinem langen Verbandsleben federführend mit seinen Verbandskollegen erfolgreich initiiert hat, sei die Einführung der branchenspezifischen Ausbildungsberufe genannt. Schon Anfang der 70er Jahre, als Paul Gauselmann selber anfing Lehrlinge in seinem Unternehmen auszubilden, erkannte er, dass es nötig war, einen eigenen Ausbildungsberuf für die Branche zu haben, der sowohl die speziellen technischen, wie auch kaufmännischen Aspekte vereint. Dies war nur durch ein eigenes Berufsbild möglich. Seine Idee veröffentlichte schon 1971 das Branchenmagazin „Automatenmarkt“ in seiner September-Ausgabe unter der Überschrift „Unser Fritz lernt Münzautomatenmechaniker – ein Beruf mit Zukunft“.

Dieses Engagement war erst im Jahr 2008, nach intensiver Bemühungen, von Erfolg gekrönt. Seitdem haben weit mehr als 1.000 junge Menschen in Deutschland eine Ausbildung in der deutschen Automatenwirtschaft absolviert bzw. befinden sich in der Ausbildung.

Wichtige weitere Meilensteine prägten das Wirken von Paul Gauselmann in der Automatenwirtschaft, ebenso wie Herausforderungen, die er im intensiven Dialog mit Politik und den Verbänden der Branche zu lösen wusste.

So wurden z. B. unter seiner Ägide Zählwerke – zur Steuerehrlichkeit – in den Geräten, das Alkoholverbot in Spielstätten und die 5-Minuten Pause nach einer Stunde ununterbrochenen Spielens eingeführt. Er strengte ebenso erfolgreich Prozesse an, die es erlaubten, dass mehrere Spielhallen in einem Gebäude betrieben werden konnten, wenn jede für sich auch alleine betriebsfähig war. Er war es auch der maßgeblich 2006 im Bundestag dazu beitrug, dass eine sogenannte „Spieleinsatzsteuer“ für die Automatenwirtschaft verhindert wurde, welche wirtschaftlich katastrophale Auswirkungen für die Branche gehabt hätte und es bei der Umsatzbesteuerung blieb. Hintergrund war seinerzeit, dass die Spielbankabgaben der staatlichen Spielbanken umsatzsteuerfrei waren und einige Außenseiter der Branche dies auch für die Geldspielgeräte durchsetzen wollten.

Vor allem aber ist der Name Paul Gauselmann mit der Modernisierung der Spielverordnung untrennbar verbunden. Hier setzte er sich für eine Reform ein, denn die Grundstrukturen der damaligen Spielverordnung stammten aus den frühen 50er Jahren und waren aufgrund des Wettbewerbs mit den expandierenden staatlichen Angeboten und dem Spielangebot im Internet nicht mehr zeitgemäß. Nach ersten wesentlichen politischen Gesprächen zu dieser Thematik im Jahr 1998 bekam die Branche dann 2006 eine zeitgemäße Spielverordnung, die den kontinuierlichen Rückgang des gewerblichen Spiels gestoppt hat und die Branche wieder auf Erfolgsspur, auch im Export, brachte.

Und auch aktuell gibt es für Paul Gauselmann noch viel auf Verbandsebene zu tun. Denn die momentanen gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland, durch den Glücksspielstaatsvertrag und die Landespielhallengesetze gefährden – wenn tatsächlich alles des dritten Glücksspielstaatvertrages eins zu eins umgesetzt wird – über 50% der 70.000 Arbeitsplätze in der Branche und treiben die Spielgäste mit ihrem Freizeitvergnügen zunehmend in die Illegalität. „Denn durch übertriebene gesetzliche Einschränkungen, wie verlängerte Sperrzeiten, verschärfte Einlasskontrollsysteme – die jeden Besucher belasten – teilweise Serviceverbot für Getränke und Snacks oder Nichtraucherschutzgesetze, wird vielen Spielgästen der Besuch von Spielhallen verleidet. Sie nutzen jetzt lieber vermehrt unregulierte und in Deutschland illegale ausländische Glücksspielangebote aus dem Internet – bequem vom heimischen Computer aus“, so Paul Gauselmann. „Hier gibt es noch viel zu tun.“

Für seine Verdienste um die Deutsche Automatenwirtschaft aber auch für sein vielfältiges soziales, kulturelles und sportliches Engagement, bekam Paul Gauselmann 1993 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Rund ein Jahrzehnt später wurde der ostwestfälische Unternehmer auf Vorschlag des damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement im Zuge der Höherstufung mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Paul Gauselmanns erfolgreiches Wirken auf Verbandsebene ist aber nur möglich durch die Rückendeckung seiner Familie. So kann Paul Gauselmann immer auf den Rückhalt durch seine Frau Karin, der vier Söhne und neun Enkelkinder bauen, denen er dafür sehr dankbar ist. „Ob im Unternehmen oder im Verband – meine Familie ist mir privat und beruflich stets eine große Unterstützung und wichtiger Antrieb. Meine Söhne haben maßgeblich zum heutigen Unternehmenserfolg der Gauselmann Gruppe beigetragen, sodass ich mich auch immer mit großer Kraft um die gesamte Branche kümmern konnte. Besonders meiner Ehefrau Karin gilt mein Dank, die mir in jeglicher Situation beratend, unterstützend und ermutigend zur Seite gestanden hat“, so Paul Gauselmann.

„Weitermachen mit Ernst und Geschick und stets das Wesentliche im Blick haben, das wird auch zukünftig mein unternehmerisches und verbandspolitische Engagement im Verbund mit den heute verantwortlichen „jungen Wilden“ prägen“, so Paul Gauselmann abschließend.

„Danke, dass Sie sich für uns und unsere Branche einsetzen!“ Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den verschiedensten Geschäftsbereichen, darunter auch mehrere Auszubildende, die im Unternehmen als Automatenfachleute ausgebildet werden, überraschten Paul Gauselmann (vorne, 2.v.r.) zu seinem 60. Branchenjubiläum auf Schloss Benkhausen und bedankten sich im Namen aller Beschäftigten der Gauselmann Gruppe für sein außergewöhnliches Engagement als Unternehmer und führender Kopf in den Branchenverbänden.
„Danke, dass Sie sich für uns und unsere Branche einsetzen!“
Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den verschiedensten Geschäftsbereichen, darunter auch mehrere Auszubildende, die im Unternehmen als Automatenfachleute ausgebildet werden, überraschten Paul Gauselmann (vorne, 2.v.r.) zu seinem 60. Branchenjubiläum auf Schloss Benkhausen und bedankten sich im Namen aller Beschäftigten der Gauselmann Gruppe für sein außergewöhnliches Engagement als Unternehmer und führender Kopf in den Branchenverbänden.